CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Andy West with Rama - Rama 1
(41:16, Magna Carta, 2002)

Aber hoppla! Auf einmal findet man völlig überraschend im heimischen Briefkasten ein neues All-Star Projekt, von dessen Existenz man bisher noch gar nichts wusste. Andy West, seines Zeichens ehemaliger Bassist der Dixie Dregs bzw. Dregs, so wie ebenfalls auf jeder Menge Projekte, vor allem aus dem Dixie Dregs Umfeld zu hören, hat neben seinem zweiten Hauptberuf als Softwareentwickler, sein erstes Solowerk auf die Beine gestellt. Die Liste der beteiligten Musiker liest sich nicht nur eindrucksvoll, sondern jeder von ihnen hat dem Projekt seinen ganz eigenen Stempel verpasst, da sich jeder Musiker mit eigenen Ideen einbringen durfte. Mit im Studio waren Rod Morgenstein (Dixie Dregs), Jonathan Mover (Happy The Man, u.a. ex-GTR, ex-Joe Satriani, ex-Marillion), Mike Portnoy (Dream Theater) am Schlagzeug, Toshi Iseda, Mike Keneally an Gitarre, sowie auf einem Stück ebenfalls am Gesang, sowie an den Keyboards Jens Johansson (Stratovarius), T Lavitz (Dixie Dregs) und Kit Watkins (ex-Happy The Man). Trotzdem dieses Album von einem Bassisten stammt, steht dieses Instrument erstaunlicherweise sehr gruppendienlich im Hintergrund - nicht ein einziges Basssolo ist zu hören! Doch dafür ist das rhythmische Grundgerüst unauffällig komplex, was auf alle Instrumente betrachtet, insgesamt die Stärke dieses Albums ist. Alle Beteiligten beherrschen zweifelsohne das kräftige Herumfrickeln, die virtuose Bedienung ihrer Instrumente. Doch der Frickelfaktor steht immer im Gesamtzusammenhang des Songs. Trotz vieler ausschweifender und notenbeladener Soli ist dieses Album keineswegs so extrem überladen wie vergleichsweise Planet X oder das Liquid Tension Experiment, niemand scheint ständig dem eigenen Ego zeigen zu müssen, was für ein Chef er an seinem Arbeitswerkzeug doch ist. Jedoch von leicht verdaulicher Kost zu sprechen, käme einer Majestätsbeleidigung der Mitwirkenden gleich. Zuerst einmal rockt und groovt dieses Album gnadenlos, heftige metallische Parts und jede Menge Fusion / Jazz Rock Material sorgen für inhaltlich sehr komplexe Arrangements. Dazu kommt ein leicht zappaesker Grundeinschlag, der manch abstrakte Wendung mit Humor trägt und vorantreibt. In Zukunft sollen noch weitere Rama Projekte folgen, wobei jedes mal ein andere Besetzung den Alben einen ganz eigenen Charakter verleihen soll. Ein guter, verheißungsvoller Anfang ist gemacht.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2002