CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
Ozric Tentacles - Live at the Pongmasters Ball
(69:58 + 46:51, Snapper Music, 2002)
Lange haben sich Ozric Tentacles Zeit gelassen, genau genommen 10 Jahre, um endlich mal wieder ein Livealbum als Nachfolger des legendären "Live undersklunky" herauszubringen. Gerade die Liveauftritte der Mannen um Gitarrist, Keyboarder und Bandgründer Ed Wynne dokumentieren immer wieder die mitreißende Klasse der kultigen Psychedelic / Space Rock Formation. So gehörte ihr spaciger Auftritt auf dem letztjährigen Burg Herzberg Festival definitiv zu den Highlights des jährlichen Hippie Festivals und einen Großteil des damaligen Sets findet man auch jetzt auf diesem Doppelalbum, welches den früher dieses Jahres mitgeschnittenen Auftritt im ausverkauften Shepards Bush Empire in London enthält, wieder. Erstaunlicherweise stammen 8 der 14 Titel aus der ersten Dekade der Bandgeschichte, den Alben "Erpland", "Pungent effulgent", "Strangeitude", also aus der Zeit um 1991 und früher. Um so erstaunlicher, da Ozric Tentacles in den letzten Jahren immer mehr auf moderne Ambient- und Danceelemente und -sounds zurückgriffen, live aber scheinbar dennoch auf das gitarrendominante Material vertrauen. Was aber keineswegs bedeutet, dass die Keyboards nur in einer Nebenrolle agieren, immer wieder sorgen abgefahrene Sounds, Geblubber und Soli für Aufmerksamkeit. Und auch wenn man oberflächlich betrachtet, nur minimale Unterschiede in den einzelnen Alben und Songs zu erkennen glaubt, so ist unter der Oberfläche und bei genauer Betrachtung bei den Ozrics einiges an Abwechslung geboten. Live bekommen die Titel zudem einen entsprechenden Drive verpasst, besonders der seit letztem Jahr zur Band gestoßene neue Drummer Stuart Fisher gibt wirklich ordentlich Gas. Weiterhin beschränken sich die Ozrics nicht auf simple Reproduktion ihrer Studioaufnahmen, sondern Soundeffekte, Improvisationen und eigenwilliges Geflöte sorgen für neue Aspekte und interessante Erweiterungen, so dass manche Songs im Vergleich mit der Studioversion auf einmal auf doppelte Länge anwachsen. Wer einen Einstieg in den Kosmos dieser Formation finden möchte, dem sei dieses Livedoppelalbum wärmstens empfohlen. Vielleicht klappt's ja jetzt endlich auch mal in Deutschland mit ordentlichen Verkaufszahlen, da inzwischen SPV den Vertrieb für unsere Breiten übernommen hat. Des weiteren ist auch eine DVD Veröffentlichung des Konzertes geplant, die Band soll im September im Rahmen des 20-järhigen Bestehens auch wieder auf Tour gehen, solange hilft "Live at the Pongmaster Ball" als wunderbarer Trip die Zeit zu überbrücken.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002