CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Magus - The garden
(42:08, Sky Pines Music, 2002)

Mit "The garden" geht Andrew Robinson alias Magus sein bisher ehrgeizigstes Projekt an. Zum einen handelt es sich dabei um ein Konzeptalbum, welches in einer Art Endzeitstimmung in nicht allzu ferner Zukunft spielt - die ausführliche Story ist im Booklet auf drei Seiten nachzulesen, die insgesamt vier Songs sind die Vertonung dieser Kurzgeschichte - zum anderen nehmen die insgesamt acht Gastmusiker eine wesentlich wichtigere Rolle als auf den Vorgängeralben ein. Dies betrifft sowohl deren Beiträge, wie sie auch als Co-Komponisten fungieren. Bekanntester Mitstreiter ist wahrscheinlich Gary Strater, der Bassist der mittlerweile reformierten Starcastle, zudem sind u.a. Lynette Shelley (Gesang) und Nathan-Andrew Dewin (Harfe) von der amerikanischen Formation The Red Masque mit von der Partie (deren CD wird übrigens weiter hinten im Heft ausführlich vorgestellt), sowie Tomas Hjort, der Schlagzeuger der schwedischen Sinfonic / Neo Prog Band Cross. Kennt man bereits die anderen Veröffentlichung von Magus, so ist "The garden" als konsequente Fortsetzung zu betrachten. Insgesamt wirken die relativ vielen Vocalparts im ersten Teil, wie auch die beherrschenden Instrumentalteile, ausschweifender, ausführlicher, sich der sorgsam aufbauenden Geschichte angepasst. Die Ruhepausen mit sphärischen Klängen sind ebenfalls länger, als wollte Andrew Robinson dem Zuhörer mehr Zeit zum Eintauchen in seine Story geben. Der Künstler selbst sieht dieses Album als Brücke zwischen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Progressive Rocks, was ihn aber keineswegs davon abhält ein sehr weites Spektrum an Stilmerkmalen in sein Werk einfließen zu lassen. Die Palette reicht von elektronischen bis hin zu folkigen Elementen, ob World Music, Space Rock oder sinfonische bzw. "normale" Rockmusik, alles bekommt hier seinen Platz, ohne dass man den Eindruck hat, hier Stückwerk zu Gehör zu bekommen. Vielmehr hält die Atmosphäre dieses Album zusammen, das zwar über sehr, sehr viele Ruhepole verfügt, aber doch manches mal noch die Kurve hinzu schwungvolleren, wie auch komplexeren Passagen schafft. Trotz einer deutlich hörbaren Weiterentwicklung, was vor allem die Tiefe und stilistische Vielfalt der Musik betrifft, wie auch die harmonisch sich ins Gesamtkonzept einfügenden Beiträge der Gastmusiker, kommt "The garden" nicht umhin, sich in gewissen Längen zu verlaufen. Zwar werden geschickt die jeweiligen Handlungsstränge der Geschichte mal dramatisch, mal düster oder hoffnungsvoll interpretiert, doch hier und da hätte vielleicht eine Straffung für einen flüssigeren Verlauf des Albums gesorgt, dass streckenweise musikalisch in Stocken gerät. Aber wie schon im vorherigen Absatz erwähnt, kann dies Absicht sein, um sich mehr mit dem Inhalt zu identifizieren, den eigenen Gedanken und Gefühlen genügend Raum zum Atmen zu lassen. Als Fazit kann man "The garden" als wohl dosiertes, gut durchdachtes Konzeptwerk einstufen, dem hier und da noch mehr Biss gut getan hätte. Nichtsdestotrotz ist dieses ein prächtiges, sehr atmosphärisches Album im fließenden Grenzbereich zwischen Prog und Rock mit all seinen Schattierungen.

Kristian Selm



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