CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Ixt Adux - Brainstorm
(Madame X, 1982)

Grässlicher männlicher Schmerzensschrei - Klospülung - Vorhang: auftritt Ixt Adux.....stakkatoartige, heftige gedoppelte Gitarrenakkorde, erneut die Klospülung im Hintergrund, repetitive, vorsichtig tastende Licks von Gitarre und Bass im Kanon werden von einem brachialen Gitarrenriff eingeholt, der Drummer setzt ein, eine dritte Gitarre quält mit langgezogenen hohen Tönen, ein angenehm kräftiger Schreihals nimmt Crossovergesang vorweg, und schon verfällt alles in Schunkelrhythmus mit Kneipengeplauder, bis eine Frippgitarre mit ihrem ersten Solo einsetzt und alle 4 das Thema pfeifend auf die Reihe zu kriegen versuchen.....wie ein Panoptikum der musikalischen und klanglichen Absonderlichkeiten beginnt das Debüt- und einzige Album der Kalifornier, auf dem der einzige (halbwegs) bekannte Name der des Mixers ist. Randy Burns, der Chef der Sky Dog Band, einer Folkpsychcombo aus den end60ern, spielt sogar ein kleines Solo, aber deshalb hat "Brainstorm" nix mit besagtem Genre zu tun, eher vermutet man eine KC-inspirierte Präinkarnation von Mr. Bungle, so wird hier mit Stimme, Rhythmik und Soundeffekten gearbeitet. Das vokale Spektrum reicht vom intimen Geflüster bis zum gutturalen Schrei, beide Gitarristen zeigen, welche Spannung mit der geschickten Verquickung von akustischer und verzerrter Elektrogitarre aufgebaut werden kann, nirgends wird das Fehlen von Tasten- oder sonstigen akzentsetzenden Melodieinstrumenten vermisst. Ixt Adux braut eine Mixtur, die fesselt und fasziniert, von der ersten bis zur letzten Sekunde: parallele oder versetzte Unisonoläufe von stellenweise allen vier Protagonisten versetzen in rhythmische Ekstase, ganz nah am Mikro gehauchte Balladen bauen eine trügerische Traumwelt auf, die jäh mit komplexen Riffen in dissonanten Strukturen endet. Das einzige Instrumental der 4 Songs verfremdet ein Orff'sches Thema (aus Carmina Burana) und leitet mit einem abgefahrenen Trompetensolo über in eine erneut am Schluss völlig zerfetzte Ballade mit der offensichtlich als Motto zu verstehenden Refrainzeile: MY THOUGHT PROCESSES ARE HAVING A DIFFICULT TIME!!! Traumhafte Rockmusik für Kopf UND Bauch (oder wie dieses Teil heißt, das von manchen als männliches Herz bezeichnet wird), leider völlig vergessen und damals als Vinyl nur in 500er Auflage bei einem Kleinstlabel erschienen.

Charly Heidenreich



© Progressive Newsletter 2002