CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
Gazpacho - Get it while it's cold
(21:16, Privatpressung, 2002)
"Kalt angerichtete Salatsuppe in Spanien", dies ist die Umschreibung für Gazpacho aus dem Duden. Tja und dann gab es da noch ein Lied von Marillion gleich Namens auf ihrem 95er Output "Afraid of sunlight". Doch mit beiden Assoziationen haben die aus Norwegen kommenden Gazpacho recht wenig am Hut. Weder ist ihre Musik kalt und spanisch, noch sind sie ein Marillion Clone, auch wenn diese zu ihren Vorbilder zählen und Sänger O erst kürzlich beim Marillion Fanclubtreffen als temporärer H Ersatz "Afraid of sunlight" äußerst gelungen intonierte. Auf ihrer EP "Get it while it's cold" bekommt man nun auf vier Songs eine interessante, eigenständige Mixtur aus alt und neu geboten. Alt deswegen, weil man durchaus auf antike Keyboardsounds zurückgreift, man geschickt Einflüsse (auch progigge) aus der Vergangenheit aufgreift, man hört, dass die Wurzeln der Musik irgendwie in den 70ern liegt. Neu, weil man sich ebenso modernen Sounds aufgeschlossen zeigt, die Produktion offen, klar und zeitgemäß klingt, stellenweise sogar Erinnerungen an Radiohead auftreten. Dabei ist die Musik von Gazpacho keineswegs spektakulär oder komplex, sondern mit geschicktem Pop-Appeal, aber auch trefflich durchdachten Arrangements, graben sich die Songs sofort ins Ohr ein. Dies liegt vor allem am ausgezeichneten, klagenden Gesang von Frontmann O, womit man sich mehr als nur wohltuend vom langweilen Einheitsradiokost abhebt. Die Norweger verstehen es eine geschickte Verbindung aus eingängigen Melodien und anspruchsvollen Ideen zu erschaffen. Ein durchaus ansprechender Blick über den Tellerrand. Mehr über die Band kann man übrigens über deren lohnenswerten, sehr detaillierten Homepage herausfinden
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002