CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Abiogenesi - Le notti di Salem
(48:15, Black Widow Records, 2000)

Mit den Jahren und der entsprechenden die Ohrennerven stählenden Hörerfahrung von unzähligen Longplayern, bekommt man ein richtiges Feeling dafür, dass Bands aus bestimmten Ländern einen ganz ureigenen Sound bevorzugen, man so manchmal ohne Blick ins Booklet einer CD, problemlos den Ursprung einer Band erraten kann. So kann ein Album wie "Le notti di Salem" eigentlich nur aus Italien kommen, denn Abiogenesi klingen eben typisch italienisch, was eben nicht nur an der Sprache liegt. Und wie klingt eine typisch italienische Band? In relativ simple Worte gefasst: Abiogenesi sind recht deutlich hörbar tief in den 70ern, in den mediterranen Ursprüngen des Progressive Rock verwurzelt. In den Arrangements, den Sounds, die einfach total verstaubt, antiquiert, aber zugleich überzeugend klingen, schwebt diese unterschwellige südländische Leichtigkeit, dazu ein wenig Folk Touch, eine Spur Hard Rock mit röhrenden Black Sabbath Gitarrenriffs, aber auch jede Menge Emotionen mit. Was bei vielen britischen Band recht kopflastig wirkt, kommt bei der italienischen Variante wesentlich lebensfroher, mehr aus dem Bauch heraus. Zudem liegt im Gesang dieser gewisse übertriebene Schmalz, was jetzt keineswegs negativ gemeint ist. So setzen Abiogenesi auf ihrem dritten Longplayer ihre Zeitreise "Back to the roots" konsequent fort. Sie wollen keineswegs neu oder aktuell klingen, ihre Wurzeln werden mit keinem Ton abgestreift. Die Musikern scheinen im Kopf einen Schalter umzulegen, auf dem "70er Jahre" steht. Im Sound etwas dumpf, was man aber bereits von den Vorgängern kennt, huldigen sie kompromisslos der Vergangenheit. Weder überragend, noch innovativ, aber dafür gut gemacht, genauso wie bereits die anderen beiden Alben von Abiogenesi. 70er Italo Prog - Retro in Reinkultur, eine Scheibe, bei der lediglich die eigenwilligen Einlagen von ex-Black Widow Mitglied Clive Jones am Anfang und Ende des Albums recht deplaziert wirken.

Kristian Selm



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