CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)
Higher Circles - Ritual One
(51:23, Second Though Music, 2001)
In der Bandbio von Higher Cirles schwingt viel Ernüchterung und Traurigkeit über die Ignoranz der breiten Masse mit. Immerhin schont seit 1983(!) aktiv, hat man mit "Ritual One" endlich den ersten Longplayer vorgelegt. Inspiriert von so illustren Namen wie Marillion, Rush, Primus, Jean-Luc Ponty, Genesis, Yes oder IQ, spielte man Anfangs noch Coverversionen von Pink Floyd und Rush, wobei man es irgendwann leid war, vor meist ziemlich alkoholisiertem Publikum sein Programm fast ohne jegliche Feedback abzuspulen. 1990 brachte man mit "The payment" eine EP heraus, die jedoch fast ohne Beachtung und Resonanz in der Anonymität verschwand. Bei so einem "Erfolg" hat man natürlich vor dem Anhören der aktuellen CD leise Zweifel, ob dies wohl doch an der Qualität der Band lag. Doch man tut dem amerikanischen Trio damit Unrecht, denn "Ritual One" sollte keineswegs ungehört wieder im Nirvana verschwinden, auch wenn es kein Album ist, dass unbedingt beim ersten Anhören zündet. Von den oben angesprochenen Inspirationsquellen hört man besonders deutlich den Einfluss von Rush heraus. Einige Gitarrenriffs und Passagen sind stark der frühen Phase des Trios aus Toronto angelehnt, wurden jedoch von Higher Circles für die eigenen Zwecke modifiziert. Was jedoch den Zugang zu Higher Circles Musik etwas schwer macht, ist es gewisse Spröde, die oftmals zu unspektakulär wirkende Arrangements und Melodielinien. Zudem wirkt der Gesang von Gitarrist Norman Windrose eine Spur zu gleichförmig, in der gleichen Tonlage verweilend. Doch die Stärke des Trios, welches auch immer durch Keyboardteppiche ihren Sound aufpeppt, liegt vor allem in den Instrumentalpassagen, die auch mal richtig gut abgehen, sowie den wechselhaften Stimmungen, den atmosphärischen Parts, die meist einen düsteren Unterton versprühen. Leider wird es "Ritual One" bei der momentanen Schwemme an interessanten Alben schwierig haben, auf sich aufmerksam zu machen. Wer die Chance hat, sollte aber ruhig mal auf der Website der Band vorbeischauen, um sich dort seinen eigenen Höreindruck zu verschaffen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002