CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)
M.Efekt - 33
(75:06, Bonton, 1981)
Ab und zu lassen sich die großen Labels doch noch herab, Meisterwerke aus der Vergangenheit zu veröffentlichen. In diesem Falle waren es Sony Music die über die tschechische Tochter Bonton endlich eines der klassischen Prog Rock Album aus der ehemaligen Tschechoslowakei auf CD mit jeder Menge Bonusmaterial wiederveröffentlichten, auch wenn die titelmäßigen Zugaben qualitativ abfallen. M.Efekt oder Modry Efekt (früher als progressive Jazz Rock Formation Blue Effect aktiv) waren die führende Progressive Rock Band im Heimatland, vergleichbar vom Status her, wie Omega in Ungarn oder SBB in Polen. Das Trio um den Ausnahme Gitarristen Radim Hladik bietet auf dem 81er Album "33" feinsten sinfonischen Progressive Rock, der im Sound und im Zusammenspiel stellenweise an die frühen Saga oder Grobschnitt Ende der 70er erinnert. Doch soll dies nur als grober Anhaltspunkt dienen, denn M.Efekt klingen eigenständig wie fast alle osteuropäischen Bands: klassisch angehaucht, kompakt komplex, ganz auf der eigenen musikalischen Tradition fußend. Wundervoll verspielte Keyboardläufe von Lesek Semelka an Mini Moog und ARP Synthesizer, gepaart mit den exquisiten Gitarrenexkursion von Radim Hladik, dazu ein fester, aber vielschichtig eingesetzter Rhythmus von Vladimir Cech. All dies zusammen sorgt für manch solistischen Höhepunkt, manch vertrackte Wendung, ohne dass dabei auf tragende Melodien verzichtet wird. Die Tschechen brauchen sich keineswegs vor der ausländischen Konkurrenz verstecken, sie sind ihnen zweifelsohne ebenbürtig und zeigen auf den gerade mal vier Titel des ursprünglichen Originalalbums, dass sie sich auch jenseits der zehn Minuten Grenze auf hohem Niveau bewegen können. Womit mancher sicherlich seine Probleme haben könnte, ist der sprachlich hart klingende tschechische Gesang, der M.Efekt eine leicht exotische, auf jeden Fall aber ungewöhnliche Note, abseits der eingefahrenen Hörgewohnheiten bietet. Wer aber auch ansonsten offen für fremde Sprachen und andersartige Intonationen, fern der englischen Sprache ist, für denn dürfte die Sprachbarriere aber keineswegs eine unüberwindbare Hürde darstellen. Hat man sich erst einmal damit angefreundet, so merkt man immer mehr, dass die anscheinende Spröde und Härte im Gesang einen recht interessanten Gegenpol zur ausschmückenden, verschachtelten Melodik setzt. M.Efekt haben es definitiv verdient, auch in unseren Breiten entdeckt zu werden. Wer bei seiner Nostalgiereise in die Vergangenheit auch ab und zu den Blick mal gen Osten richtet, bekommt immer wieder einige hörenswertes Neu- oder Wiederentdeckungen vor die Ohren. Mehr über M.Efekt demnächst in diesem Theater!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002