CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

Blazing Bronze - Dominion of the east
(52:07, Privatpressung, 2001)
Blazing Bronze - Death collection
(69:44, Privatpressung, 2001)

Immer wieder erstaunlich, was für CDs doch ab und zu bei einem eintrudeln bzw. wie Bands aus dem ganz fernen Osten (in diesem Falle Japan) auf den PNL aufmerksam werden. Große Überraschung zweiter Teil: ein paar Tage nach dem ersten email Kontakt landet dann auf einmal ein Päckchen in der Form eines Mini Plastikkoffers(!) mit zwei CDs und erklärenden Beiblättern im heimischen Briefkasten. Alles wunderbar so weit, wenn da nicht das Problem der Sprachbarriere wäre. Außer japanischen Schriftzeichen und einer recht eigenwilligen englischen Übersetzung des Konzeptes hinter der Musik von Blazing Bronze, sieht es mit Infos leider recht mau aus. Soloprojekt oder Band? Darüber kriegt man immerhin im Booklet die Antwort, so es denn Anschein hat, dass es sich bei Blazing Bronze um eine Band handelt. Doch gibt's ja als quasi Entschädigung für nicht verständliche Background Infos jede Menge Musik, die dann auch gleich im Player landet. Und leider Überraschung Nummer drei: die Musik kann nicht mit der aufwendigen Verpackung standhalten, deswegen im folgenden Absatz dazu einiges mehr. Die musikalische Idee hinter den Klängen von Blazing Bronze ist die rein instrumentale Vereinigung von sinfonischem Progressive Rock mit mystischen Gothic Einflüssen. Jedoch stößt von Anfang an einem der recht synthetische, leicht leblose Klang auf. Zum einen ist das synthetische Getrommel Schuld daran, zum anderen wirken die hauptsächlich nur als Flächen eingesetzten Keyboards zu statisch. Einzig, wenn mal ein wenig die Tonleiter rauf- und runtergedudelt wird, kommt etwas Abwechslung in die Chose. Recht böse gesprochen, klingt einiges doch nach einer Ars Nova Version für Arme. Doch im dunklen Tunnel der glücklosen Klimperei gibt es auch noch kleinere Lichter der Hoffnung. Beim Opener "Overture - Chasers" überrascht auf einmal ein gekonnt eingesetzte Geige, im nachfolgenden "Black puppetter" sorgt die Gitarre für echte Abwechslung. Doch leider, leider, gibt es ansonsten eine sicherlich gut gemeinte Aneinanderreihung von teils mystischen, teils sinfonischen Keyboardsounds mit Dufti-Dufti Rhythmus, denen trotz gelegentlicher Dramatik und einiger schräger Töne, einfach die Ausdauer für nachhaltige Gedächtnishaftung fehlt. Dass Blazing Bronze durchaus Potenzial besitzt, beweist z.B. der dramatische Schlusspart von "Time scamper" oder "Trap celler", die beide über einige Minuten doch richtig schön und zwingend an Tasten und Saiten wirbeln. Das zweite Album "Death collection" erzählt in 34 Liedern, die von 35 Sekunden bis hin zu 6:11 Minuten lang sind, die Geschichte von einem Künstler, der dem Okkultismus verfällt. Das Ganze hat eher den Charakter eines Soundtracks für ein Computerspiel bzw. eines Hörspiels aus synthetischer Musik und technischen Spielereien, da es jede Menge Soundcollagen und eigenartige Geräusche zu hören gibt. Die Grundstimmung ist bedrohlich düster, von musikalischen Horror-Effekten durchzogen. Gewichen ist fast gänzlich der sinfonische Charakter des Erstling Werkes, "Death collection" wirkt eher avantgardistisch, ambitioniert minimalistisch, auf der Tradition von RIO fußend, aber auch zu zerfahren, nicht homogen genug. Im Gesamteindruck ist dieses Album jedoch um einige Nuancen logischer, in sich geschlossener, als "Dominion of the east". Ob jedoch Blazing Bronze in unseren Breiten auf große Gegenliebe stoßen werden, muss leider nicht nur aufgrund des hohen japanischen Importpreises angezweifelt werden.

Kristian Selm



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