CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)
Uppsala - Uppsala
(57:32, Musea, 1983)
Im Zuge einer langsamen Loslösung der französischen Musikszene von den britischen Vorbildern Anfang / Mitte der 70er, vor allem vorangetrieben von Magma, entstanden eine Reihe von neuen, jungen Bands, die sich einer ganz eigenen Art von Kunstrock mit deutlichem Jazzeinschlag verschrieben hatten. Einer dieser talentierten damaligen Newcomer waren Uppsala aus Bordeaux, die entgegen der Assoziation durch den Namen einer schwedischen Stadt, wirklich aus dem Süden Frankreichs stammten. Die 1976 gegründete Band, die Rock, Jazz und zeitgenössische Sounds zu einer eigenen Mixtur verquickten, brachte es während ihrer 10-jährigen Existenz aus verschiedenen Gründen leider auf nur ein Studioalbum, doch nach einer Reunion im Jahre 1995 schien man doch nun wieder so viel Gemeinsamkeiten gefunden zu haben, dass derzeit an einem neuen Album gearbeitet wird. Doch zuvor hat Musea die bisher einzigen offiziellen Aufnahmen, ergänzt um drei Livetitel von 1995, herausgebracht. Musikalisch sind Uppsala zwar hörbar vom Zeuhl Sound Magmas beeinflusst, hier vor allem der recht eigenartig anmutende, bizarr überdrehte, mehr lautmalerische Gesang, sowie manche treibende Passagen. Doch sind die Kompositionen insgesamt wesentlich quirliger, sprunghafter, wilder. Das Trio in der Besetzung Philippe Cauvin (Gitarre, Gesang), Didier Lamarque (Schlagzeug) und Dany Marcombe (Bass) liefert keine reine Kopfmusik oder Musik für Musiker ab, denn dazu sind sie zu verspielt, der inhaltlichen Dramatik ihrer Musik verschrieben. Jedoch von leichter Kost zu sprechen, ist natürlich eine maßlose Untertreibung. Die beiden Saiteninstrumente toben sich abwechselnd solistisch aus, wobei die Gitarre einen Überhang gewinnt, manchmal schon fast wie ein Synthesizer klingt, immer untermalt von verschachtelter Rhythmik. Gelegentliche Gesangseinlagen bringen schon fast klassische Sprenkler hinein, unterstützen aber mehr als eigenes Instrument den komplexen Gesamtklang von Uppsala. Im Gegensatz zu den von 1983 aufgenommenen Lieder der einzigen LP, wirken die Liveaufnahmen auf der einen Seite wesentlich ruhiger, eine Spur melodischer, andererseits aber noch abgedrehter, avantgardistischer, noch jazziger - ein Hinweis für die zukünftigen Richtungen des Trios? Anspruchsvolle Musik voller vertrackter Wendungen, diese Klänge scheinen sich der edlen Schwere des Weins aus der heimischen Region angepasst zu haben.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002