CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)
Schloss Adler - Music for survival horror
(56:00, Cyclops, 2001)
Das Grauen hat einen Namen! Nicht nur unser Magazin schmückt sich mit diesem Untertitel, nein, jetzt gibt es nach langer Zeit mal wieder eine richtig gruslige Horror CD im Stil einer modernen Interpretation der Musik von Goblin bzw. einer Hommage an die Soundtracks von Horrorfilmen. Neil Randall, "hauptberuflich" bei Vulgar Unicorn tätig, einer Band die sich schon frühzeitig über fast jegliche Genregrenze gesetzt hat, werkelt auf dem Sideprojekt Schloss Adler (tja, deutsche Namen klingen eben einfach grausamer!) gruselig an seiner elektronischer Burg herum. Als gelegentlich auftretende Gäste der Dunkelheit sind noch Harry Mason an akustischer Gitarre, Lisa Garland am Cello und William Birkin an Percussion tätig. Was in Worten noch relativ harmlos klingt, ist in der auditiven Umsetzung eine haarsträubende Angelegenheit und dies ausnahmsweise mal aus ganz anderen Gründen! Unverständliche verfremdete Sprachfetzen, Ambient Sounds, sanfte Klavieruntermalung, simple Melodielinien - in einem Augenblick fühlt man sich noch sicher, um auf einmal von gänsehauterregender Stimmung mit Schreien und düsteren Klangmalereien überrascht zu werden. Das in der Mitte des Album platzierte "A safe place", sowie das letzte Stück "Falling", welche beide einfach nur aus einer schönen Klaviermelodie bestehen, wirken wie eine Erholung, wie eine sichere Insel inmitten all dieses Horrors. Mit musikalisch recht simplen Mitteln, die aber ihre eindringliche Wirkung nicht verfehlen, entsteht hier im Kopf des Zuhörers ein imaginären Horrorfilm, der durch die Fantasie, die Vorstellung des eigenen Entsetzens plastische Formen annimmt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002