CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

Rhapsody - Rain of a thousand flames
(42:01, Limb Music, 2001)

Der Grad zwischen perfektem Einsetzen von gänzlich übertriebenen Klischees und der Offenbarung von unglaublichen Peinlichkeiten ist schmal. Rhapsody aus Italien gehören seit einigen Jahren zu diesen Grenzgängern und je nach Sichtweise ihrer Fans bzw. Kritiker sind sie einmal auf der einen, ein anderes mal, auf der anderen Seite. Über geschmacklose Cover gerade aus dem Heavybereich kann man natürlich vortrefflich streiten, aber anscheinend muss in diesem Genre eben manchmal einfach mehr Blut fließen und grausige Gestalten übers Cover wetzen, um den Gehalt der Musik entsprechend zu unterstreichen und die Verkaufszahlen nach oben zu treiben. Na ja, Schwamm drüber, immerhin beweisen Rhapsody so viel augenzwinkernde Selbstironie ihren Stil als Hollywood Metal zu bezeichnen. "Rain of a thousand flames" soll den Fans nun das Warten auf das vierte Studioalbum verkürzen und bietet unter anderem zwei gerade zu epische Metal Epen mit dem über dreizehnminütigen "Queen of the dark horizons", sowie der viergeteilten "Rhyme of a tragic poem - The Gotic Saga", welches es immerhin auf eine satte Spielzeit von über 22 Minuten bringt. Neben Hammerfall gehören Rhapsody momentan zur Sperrspitze der wiedererstarkten True Metal Bewegung, mit ihrem letzten Opus landeten sie in Deutschland immerhin auf Platz 32 der Albumcharts. Abgesehen vom übertriebenen Tempogebolze, hymnischen Chorgesang mit jeder Menge Pathos und Bombast zum Abwinken mit Orchesterunterstützung, zeigen die Italiener auf diesem Mini-Album immerhin in Ansätzen, dass sie auch mal etwas besinnlicher sein können, sie das Gefühl für ruhige, fast schon folkloristische Parts besitzen. Ändern werden sie dadurch nicht viel: die Fans werden sie weiterhin lieben, die Kritiker wetzen schon die Messer für die nächste Schlacht.

Kristian Selm



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