CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

Pi2 - Demà serà un altre dia
(50:39, WarnerTalesMusic, 2001)

Dass die Antwort auf den Sinn des Lebens 42 ist, weiß man spätestens seit Douglas Adams Buch "Per Anhalter durch die Galaxis", dass die Musik von Pi2 als Ergebnis eigentlich irgendwie etwas mit 6,28 oder so ergibt, ist jedoch eine völlig ganz neue Erkenntnis. Na ja, egal, lassen wir mal die Mathematik außer acht und versuchen wir es auf dem herkömmlichen Weg. Zuerst ein paar Tatsachen: hinter dem Namen Pi2 verbergen sich als Köpfe Pito Costa (Keyboards, Piano, Programming) und der Sänger Alex Warner, die zusammen mit fünf Mitstreitern an 2x Gitarre, Flöte, Bass und Schlagzeug dass in der deutschen Übersetzung betitelte Werk "Morgen ist ein anderer Tag" eingespielt haben. Ausnahmsweise mal keine Scheibe aus Süd- oder Mittelamerika, sondern endlich mal wieder etwas aus Spanien. Der spanische Titel ist jedoch etwas irreführend, denn gesungen wird in den weitgehend instrumentalen Titeln ausschließlich in akzentfreiem Englisch, wobei der Verdacht nahe liegt, dass dies Alex Warners Muttersprache sein könnte. Als nächstes ein Blick auf die Titellängen und da bekommen die Freunde von Longsongs sicherlich gleich feuchte Augen. Neben einem rund einminütigen Intro bringt es der Titelsong auf mehr als 25 Minuten, die restlichen vier Titel bewegen sich im Rahmen zwischen drei und sieben Minuten. Dass die Titellänge natürlich nicht mit musikalischer Qualität gleichzusetzen ist, ist ein leidiger Erfahrungswert aus der Vergangenheit, doch bei Pi2 sieht die Sache glücklicherweise etwas anders aus. "Demà serà un altre dia" beginnt sehr ruhig und verträumt, bis eine an Andy Latimer erinnernde Gitarre die Führung übernimmt. Keyboards und Gitarre wechseln sich ab, bevor Alex Warner zum ersten mal mit seiner ruhigen Stimme in Erscheinung tritt. Im weiteren Verlauf wechseln immer wieder ruhige mit schwungvollen Teilen ab, während sich die Scheibe musikalisch irgendwo zwischen melodischen, sinfonischem Rock der 70er à la Finch oder Camel, sowie fröhlichem Neo Prog Einschlag einpendelt. Etwas Flamencogeklatsche bringt spanisches Flair ein, ansonsten klingt's aber wesentlich mitteleuropäischer. Neben den Keyboards, die manchmal leider eine Spur zu käsig, zu altbacken daherkommen, aber andererseits auch einige sehr schöne Soli bieten, sorgen immer wieder nette Gitarrenläufe, sowie Flötensprenkler für Abwechslung in der höchst harmonischen Musik. Im Gesamteindruck fehlt der Musik von Pi2 etwas der Druck, die spektakulären Momente, wirkt für manchen sicherlich zu harmlos, wer aber auf höchstmelodische, dennoch nie peinlich oder flach wirkende sinfonische Musik steht, der bekommt von Pi2 50 Minuten beste Unterhaltung.

Kristian Selm



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