CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)
Miscellane - Painted palm
(52:48, Bee & Bee Records, 2001)
Wie der Zufall in der internationalen Prog Welt manchmal so spielt. Durch einen Tipp des Schweizer Labels Galileo Records, wurden die Holländer von Bee & Bee Records auf die slowakische Band Miscellane aufmerksam gemacht. In einem tschechischen Studio aufgenommen, bekam die CD vom amerikanischen Produzenten / Musiker Paul Speer den letzten Schliff, um jetzt als fertiges Produkt bei einem deutschen Fanzine zu landen. Ziemlich viele Länder also an der ganzen Sache beteiligt! Die 1993 gegründeten Miscellane spielen eine ausgefeilte Mischung aus härterem Progressive Rock und moderatem Metal, soll heißen, es geht keineswegs mit gnadenloser Härte voran, sondern ihr Debüt "Painted palm" ist von schönen Melodien, weichen Pianoparts und verschachtelten Arrangements durchzogen, ohne auf kernige Gitarrenriffs und Druck nach vorne zu verzichten. Ganze fünf Songs tummeln sich auf der Rundling, neben drei kürzeren Stücken, ist das zweigeteilte "Solstice story" mit rund 38 Minuten das Kernstück dieser Scheibe. Doch trotz handwerklichem Können, guten Ideen und einer ausgewogenen Produktion, die aber ruhig mehr Power vertragen hätte (auch klingen die Keyboards an vielen Stellen einfach zu käsig), liegt das Manko von Miscellane eindeutig in der Spannung, der Tiefe der Songs. Die einzelnen Parts gehen zwar harmonisch ineinander über, aber dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass hier einiges am Reißbrett entworfen wurde. Zu konstruiert, eine Spur zu altbacken ohne den rechten Biss, kommt die Musik aus den Boxen. Es wirkt, als ob hier gute Musikschüler ihren Lehrern zeigen wollten, dass sie auch ganz schön schon die Chefs an ihren Instrumenten sind. So fällt "Painted palm" ist die Falle zwischen vorhandenen Können und der Umsetzung der eigenen Ideen. Ein gut gewolltes Debüt, dass durchaus seine Momente besitzt, Potenzial erkennen lässt, aber insgesamt doch noch zu wenig für eine bessere Bewertung bietet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002