CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

Maxwell's Demon - Prometheus
(38:42, Privatpressung, 2001)

Es geht doch nichts über Schlagwörter bzw. Herumwerfen mit Bandnamen, die einen so richtig neugierig machen. Bei Maxwell's Demon hieß die treffliche Werbeformel: Änglagård meets 5uu's. Dann liest man auch noch, dass die CD lediglich einen Titel enthält, man schöne alte Sounds mit Hammond, Mellotron und sonstigem Krimskrams zu hören bekommt und schon beginnt man in wahnwitzer Vorfreude unter gierigem Sabbern das Internet nach dieser Scheibe zu durchstöbern. Nach einigem Hin- und Hersuchen später, befindet sich die CD nun im heimischen Player und aus dem Sabbern ist erst mal ein trockener Mund und verwirrter Blick geworden, denn, was da so sperrig, schräg und gar nicht so einfach genießbar aus den Boxen quillt, fordert einen doch erheblich mehr, als man dies vielleicht gedacht hätte. "Prometheus", das Debüt des Trios Craig Beebe (Keyboards), Dow Draper (Schlagzeug) und John Galbraith (Gitarre, Bass, Flöte), überrascht den Hörer vor allem deshalb, weil man trotz bekannter Sounds und Elemente instrumental regelrecht überfahren wird. Dissonante Flöteneinlagen, eigenartige Klanggebilde, komplexe, hüpfende Rhythmen - beim ersten Hören bieten sich nur wenige Haltepunkte fürs Gedächtnis, man hat es schwer sich zurechtzufinden, nach harmonischen Passagen sucht man ebenfalls fast vergebens. "Prometheus" ist dennoch weit davon entfernt als avantgardistisches Durcheinander oder bloßes Chaos abgestempelt zu werden, es passiert eben einfach zu viel, als dass man sofort folgen könnte. Doch taucht man in dieses offensichtlich komplexe Album tiefer hinein, hat man sich langsam an das sperrige Nebeneinander verschiedener Melodien gewöhnt, so entfaltet das Werk immer mehr seine Schönheit und eröffnet sich dem aufmerksam und gespannt lauschenden Hörer. Nach und nach erkennt man bestimmte Passagen wieder, bekommt man ein Gespür für die atmosphärischen Bögen, die durch Mellotron und Flöte erzeugt werden. Die Dramatik schwillt in skandinavischer Melancholie an, um immer wieder fast schon klassisch fortgeführt zu werden. Dennoch bleibt selbst nach mehrmaligem Anhören ein Schleier von Schwere und Unzugänglichkeit über dem Werk und trotz der kurzen Spielzeit dieser CD ist man danach regelrecht platt. Somit wird sich dieses unbestreitbar hervorragend gespielte und faszinierende Kleinod wahrscheinlich nur für wenige erschließen, diese werden es jedoch sicherlich lieben und zu schätzen wissen. Echt harter Stoff!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2002