CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)
Alan Loo - Memories
(46:58, Musea, 2001)
Es ist ein sonniger Herbstnachmittag, zudem schweinekalt draußen, prima Voraussetzungen also, sich zusammen mit einem heißen Tee, mal wieder eine neue CD reinzuziehen und sich so innerlich und mental aufzuwärmen. Und schon rotiert sie los, "Memories" - die Scheibe für die gepflegte harmonische Stimmung - und man fühlt sich gleich viel, viel besser. Lauscht man jedoch mit etwas kritischeren Ohren, so kommt man nicht umhin, den französischen Gitarristen Alan Loo ganz böse den Richard Clayderman (das war der französischen Tastenklimperer, der in den 70er und 80ern mit klassischem Weichspülsound auf keinem Gabentisch für Mütter und Omas fehlen durfte) der progressiven Gitarre zu titulieren. Er bedient sich ziemlich offensichtlich, aber auch unheimlich geschickt, bei allerlei Gitarrenheroen der progressiven Vergangenheit, so dass er letztendlich, als Zusammenklauber der schönen Saitenkünste, mit seinen Mitmusikern einfach nur wunderbar sinfonischen Progressive Rock ohne jegliche Ecken und Kanten spielt. Einerseits wirkt die Musik komplett kontur- und farblos, doch irgendwie hat dieser Weichspülsound eben auch eine wunderbar heimelige Wirkung für die geplagte Seele. "Memories" ist voller Klischees, wirkt aber dennoch bei genauer Betrachtung gnadenlos harmlos.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002