CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)
Angra - Rebirth
(52:53, Steamhammer, 2001)
Vor rund drei Jahren schien das Ende für Angra gekommen zu sein. Drei Gründungsmitglieder der brasilianischen Melodic Power Metal Band stiegen aus und das Kapitel Angra schien für immer beendet. Doch inzwischen hat man eine komplett neue Rhythmussection an Bord und der neue Sänger Edu Falaschi gehörte Mitte der 90er zu den Anwärtern auf den vakanten Sängerposten bei Iron Maiden, nachdem Bruce Dickinson kurzzeitig bei den eisernen Jungfrauen ausgestiegen war. "Rebirth" ist schon fast als programmatischer Titel zu sehen, denn mit diesem Longplayer feiert das Quintett seine Wiedergeburt und das auf wirklich beeindruckende Weise. Von Anfang an geht richtig gut die Post ab, doch gibt es auch jede Menge packende Melodien, sogar balladeske Momente voll Emotionen und Tiefe. Zudem wirkt die gesamte Produktion nie überladen, sondern knackig auf den Punkt gebracht. Auch wenn im "Waschzettel" der Plattenfirma die Namen Helloween und Gamma Ray nicht erwähnt worden wären, so ist dieser Vergleich beim ersten Hördurchgang augenscheinlich. Doch bieten Angra nicht nur eine Kopie teutonischen Metals, sondern ihr temporeicher, aber facettenreicher Melodic Metal hat seine ganz eigene Vielfalt und Atmosphäre. Zudem werden einige Elemente aus der brasilianischen Folklore übernommen, was für ganz eigene Klangerlebnisse sorgt, auch wenn diese nicht ganz neue Idee, von Bands wie Sepultura schon vor einigen Jahren aufgegriffen wurde. Doch abgesehen davon, kommt "Rebirth" ohne jeglichen neumodischen Kram aus und bietet abseits von gängigen Trends traditionellen, melodischen Metal der alten Schule. Mit diesem Album ist Angra ein verheißungsvolles Comeback gelungen und man darf sich schon aufs Frühjahr freuen, wenn sie auch in Europa wieder auf Tour gehen wollen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002