CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

Dream Theater - Live scenes from New York
(60:04 + 66:38 + 60:53, Elektra, 2001)

Auch wenn die DVD aufgrund endloser technischer Probleme noch auf sich warten lässt, so gibt es doch wenigstens inzwischen das am 30.8. letzten Jahres aufgezeichnete Konzert von Dream Theater im Roseland Ballroom endlich als 3er CD. Leider verzögerte sich die Veröffentlichung der CD aufgrund der Ereignisse vom 11.September ebenfalls, da auf dem ursprünglichen Cover eine brennende Silhouette von New York mit dem World Trade Center zu sehen war, was aus verständlichen Gründen momentan nicht ganz passend erschien (Einige sind, jedenfalls in den USA, schon in den Handel gelangt und werden jetzt schon als absolute Raritäten mit horrenden Preisen gehandelt. Anm. El Supremo). Ansonsten bekommt man sehr viel Musik für einen annehmbaren Preis (um die 50 DM), auch wenn dafür deutlich an der Verpackung gespart wurde, denn die kommt ohne Booklet im simplen Pappkarton daher Aber egal, es geht ja schließlich um die Musik, und diese offenbart wieder einmal die wirklich sehr guten Livequalitäten von Dream Theater. Es entsteht der Eindruck, dass nachträglich nur wenig bis gar nichts nachgebessert wurde, da die Platte richtig rau mit echtem Livefeeling und klitzekleinen Verspielern herüberkommt und vor allem der teilweise recht daneben klingenden Backgroundgesang von Mike Portnoy deutlich hörbar ist. Neben der kompletten Liveversion von "Scenes from a memory" gibt's jede Menge Longtracks aus allen Schaffensperioden ("Learning to live", "A change of seasons", "A mind beside itself", "Metropolis Pt.1"), zudem ein Keyboardsolo von Jordan Ruddess, sowie Gitarrist John Petruccis gefühlvolles, manchmal in eine Frickelorgie abgeleitendes Duo mit der Gastsängerin Theresa Thomason. Auch wenn das 98er Doppelalbum "Once in a livetime" historisch gesehen eine breitere Palette abdeckte, so ist "Live scenes from New York" doch das wesentliche bessere Livealbum. James La Brie schreit nicht in den hohen Passagen, sondern er hat wieder gelernt richtig zu singen, die Soloeskapaden wurden auf ein verträgliches Maß zusammengestutzt, keine verhackstückten Medleys stören den Hörgenuss und vor allem ist der Sound um Klassen besser als beim Vorgänger. Eine lohnende Anschaffung und eine gute Überbrückung für die Zeit bis zum Anfang nächsten Jahres erscheinenden Studioalbum.

Kristian Selm



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