CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)
ColorStar - Viva la musica
(55:58, Electromantic Music, 2001)
Im Zuge der "Acid Rock Wave" Bewegung in Budapest, aus der auch Bands wie die Space Rocker Korai Öröm entstanden, wurden 1996 ColorStar gegründet. Mit diversen Konzerten im In- und Ausland erarbeiteten sich die vier Bandmitglieder, die ansonsten bei diversen Projekten, als Studiomusiker, sowie als Komponisten für Film- und Theaterproduktionen ihr Geld verdienen, einen ausgezeichneten Ruf als energetische Liveband. Nun liegt mit "Viva la musica" der erste Longplayer vor. Die eigene musikalische Beschreibung reicht von Space, Ambient bis hin zu Alternative, bei vergleichbaren Bands fallen die Namen Ozric Tentacles und Porcupine Tree. Genreübergreifendes Material offensichtlich, dann mal schauen, was es nun wirklich auf die Lauscher gibt. Eins fällt sofort auf: diese Scheibe klingt sehr modern, wahnsinnig treibend, rhythmusbetont mit Drang nach vorne - nehmen die Ungarn doch jede Menge aktuelle Loops und Klangmuster in ihr wirklich sehr eigenes Klangspektakel auf. Doch trotz jeder Menge Elektronik und dance-artiger, sich stets steigender Beats, sind ColorStar weit davon entfernt ein billiger Dance Act zu sein. Bass, Gitarre und Keyboards fließen unterschwellig, aber äußerst geschickt verwoben, in die meist instrumentalen Titel ein. Der gelegentliche ungarische Gesang dient in seiner Lautmalerei mehr als weiteres Instrument, wobei es sowieso erstaunlich ist, wie bei ColorStar immer wieder scheinbar gegensätzliche Einflüsse zu einem kompakten Ganzen verschmelzen. Aus Cowboy-Country Feeling mit Mundharmonika und Slide Guitar wird ganz langsam eine psychedelische World Music / Space Rock Nummer mit ungarischer Folklore, Easy Listening wechselt über in treibende Gitarrenriffs - so wild dies vielleicht auch in der Beschreibung klingen mag, bei den Ungarn wirken diese Widersprüche selbstverständlich, unheimlich locker und sind dem rhythmischen Gesamtkonzept untergeordnet. Um wieder zum Beginn der Kritik zu kommen, Namen wie Ozric Tentacles und Porcupine Tree sind musikalisch hier etwas irreführend, vielmehr spiegelt sich deren Konzept, nämlich gegenüber modernen Einflüssen völlig offen zu sein, vor allem in der Musik von ColorStar wieder. Ansonsten können als Bandvergleich am ehesten noch Ole Lukkoye herhalten. Oder ganz einfach: diese CD ist eine wunderbar tanzbare Psychedelic / Space / Dance Scheibe.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002