CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

Cirrha Niva - Liason de la Morte
(51:52, Parnassus Records, 2001)

So einfach ist der Proggie gestrickt. Da liest er was von Devil Doll im Begleitzettel zur CD und schon fängt das große Sabbern an. Mit ungeduldigen Fingern wird der Tonträger in den Player balanciert, flugs "Play" gedrückt und schon beginnt die Achterbahnfahrt der Gefühle. Doch um die Erwartungen gleich wieder aufs rechte Maß zurechtzustutzen, mit Devil Doll kann sich das aktuelle Konzeptwerk über Liebe und Tod von der holländischen Metal Combo Cirrha Niva erwartungsgemäß nicht messen, doch ist bei der eigenwilligen Verquickung der Stile ein durchaus ansprechendes Resultat herausgekommen. Aufbauend auf einem Konzept des Poeten und Gitarristen Rob Willemse, besteht das Album aus sieben Kapiteln, respektive sieben Songs. Die Musik wird zwar immer noch hörbar von den Metalwurzeln des Sextetts bestimmt, doch immer wieder führen Variationen der verschiedenen Stile zu interessanten Höreindrücken. Da steht minimalistische, cineastische Pianobegleitung mit Flüstergesang der beiden gesanglichen Hauptakteure Arnold Kloek und Liselotte Hegt im krassen Gegensatz zur Brachialriffs und gierigem Schmettergesang. Klassische, sinfonische Parts mit Prog Appeal werden von mystischer Stimmung eingeholt. Zu Beginn des Albums scheitern Cirrha Niva noch an ihren eigenen Ansprüchen, da die musikalischen Widerparts eher gegen-, denn miteinander wirken, die Unterschiede und Breaks einfach zu krass, zu hölzern und extrem, nicht vollständig durchkomponiert sind. Doch mit zunehmender Laufzeit gelingt immer mehr die Verschmelzung, den Horror, die düsteren Stimmungen auch musikalisch ansprechend umzusetzen. Dies liegt zum Teil wahrscheinlich daran, dass die Stimmen manchmal zurückgefahren werden, die Instrumentenfraktion das Zepter übernimmt und auch das Tempo auf fast schon schleppende Vorwärtsbewegung zurückgefahren wird, um mit dem fünften Teil "Mélancolique" seinen Höhepunkt zu erreichen. Gerade die Gitarre wird nicht nur als wuchtiger Hammer missbraucht, sondern malt als feiner Pinsel zarte Farben. Leider klingt die Produktion nicht über die gesamte Laufzeit gut austariert, da einige (gewollt oder ungewollt?) schräge Passagen an Gesang und Gitarre das Konzept in leichtes Stolpern bringen. "Liason de la Morte" soll auch in der Liveumsetzung neue Maßstäbe setzen. Mit Kostümen, Choreographie und Lightshow soll die düstere Liebesgeschichte aus Horror und Romantik entsprechend visualisiert werden. Doch auch allein auf CD wirkt dieses Metal Oper eindringlich und über weite Strecken durchaus gelungen.

Kristian Selm



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