CD Kritik Progressive Newsletter Nr.38 (01/2002)

After Forever - Decipher
(54:48, Transmission Records, 2001)

Aus der Sparte "Die Schöne und das Biest" beglücken uns After Forever mit ihrem zweiten Album, welches wieder mal die beliebte Kombination aus klassisch angehauchtem weiblichem Gesang und männliches Gegrunze bietet bzw. Klassik meets Metal vereint. In diesem Fall muss sich die Sopranistin Floor Jansen (war u.a. auch schon bei Ayreon als Chanteuse aktiv) stimmlich ihren röchelnden Kollegen Sander Gommans (Gegrunze, steht sogar offiziell im Booklet!) und Mark Jansen (Geschreie) erwehren. Doch gewinnt sie glücklicherweise dieses Duell um Längen, ihre männlichen Wiederparts bleiben dezent im Hintergrund. Neben dem stimmlich Duell, läuft auch instrumental der Wettstreit der Stile. Wuchtige Gitarrenakkorde und Double Bass Drum fast im Dauereinsatz - die bombastische Härte spielt mit und gegen diverse klassische Streichinstrumente an. Doch glücklicherweise verkommen Violine, Viola und Cello nicht zu bloßen Beiwerk, sondern setzten zwischendurch immer wieder interessante Akzente und Zwischentöne. Denn trotz Härte und Wucht in den Arrangements, bleibt auch immer wieder Raum für ruhigere Ansätze. Dafür verzichtet die Band fast komplett auf solistische Eskapaden, um somit ihre ganze Kraft in verschachtelte, aber dennoch kompakte Arrangements zu stecken. Mit "Decipher" ist After Forever ein mehr als gelungener Nachfolger für "Prison of desire" gelungen. Die Holländer sind auf dem richtigen Weg und schneiden sich mit ihrer eigenen heavy-düsteren, aber melodischen Mischung eine großes Stück vom Erfolgskuchen der härteren Gangart ab, ob die Fans diese stilistische Weiterentwicklung mitmachen, wird die nächste Zukunft zeigen.

Kristian Selm



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