CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Tantalus - Jubal
(73:23, Headline, 2000)
Trotz ständiger Medienignoranz scheint sich in England wieder der Neo Prog "Nachwuchs" hochzurappeln. Nach Glacier im letzten Heft, kommen jetzt Tantalus, eine weitere, recht ordentliche Formation aus dem Vereinten Königreich an die Reihe. Der erste Eindruck ist etwas durchwachsen, denn trotz schönem, melodischen Einstieg und fröhlicher Progressivität, stößt zum einen das steril, sehr technisch klingende Schlagzeug unangenehm auf und auch der Gesang von Bob Leek erscheint vom Volumen und der Kraft her einfach eine Spur zu dünn, nicht dem Bombast und der Power der Musik gewachsen. Diese beiden Mankos ziehen sich zwar durchs gesamte Album, aber zum einen ist der Drumsound nicht zu penetrant, so dass sich ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellt und auch an die Stimme gewöhnt man sich. Die Stärken von Tantalus findet man aber eindeutig im instrumentalen Bereich. Vor allem Gitarrist Tim Day und das Keyboard Doppel Max und Gerlinde Hunt sorgen für manch gelungene Idee. Mal eine Solo hier, mal gelungenes Zusammenspiel da, die Balance aus Bombast und Melodik wirkt überzeugend und es kann auch mal eine Spur komplexer zu Werke gegangen werden. Ein weiterer Pluspunkt für Tantalus ist die Bereitschaft den eigenen musikalischen Horizont nicht einzuschränken und auch mal nur eine akustische Nummer einzustreuen, sich nicht zu offensichtlich an anderen Vorbildern entlangzuhangeln. Leider hält die gesamte Scheibe nicht das gleiche Niveau, manche Übergänge wirken doch zu künstlich auf Prog getrimmt und verstolpern sich, aber auf der anderen Seite gibt es auch jede Menge brauchbaren Neo Prog der melodischen Sorte, der keineswegs zu ausgelutscht klingt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001