CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)
Neal Morse - It's not too late
(60:59, Ear Candy, 2001)
Neal Morse scheint wirklich von unbändiger Kreativität getrieben. Neben Spock's Beard und TransAtlantic schreibt er auch noch eher straightere Rock-/Balladenmucke, die so nicht ins Repertoire der anderen Bands passen, für die er aber leider keine sonstigen Abnehmer im Rockbusiness findet. Rund zwei Jahre nach seinem ersten Soloalbum, legt er jetzt mit "It's not too late" die zweite Scheibe hinterher. Wie schon beim Debüt gibt's auch dieses mal fröhliche Rocknummern, klassische Balladen nur mit Pianobegeleitung oder relaxte, nicht überladene Popsongs, die vor allem wunderbarer Harmoniegesang auszeichnet. Dazu hat Neal Morse sehr persönliche Texte beigesteuert, die von tiefen Gefühlen, von Optimismus und Lebensfreude geprägt sind. Die Songs wurden teilweise komplett live im Studio ohne jegliche Overdubs eingespielt, was ihnen ein sehr lebendiges Feeling gibt. Das Album ist durchzogen von eingängigen, aber nie platten Melodien, die im Ohr hängen bleiben, denen aber in manchen Momenten auch die letzte Brillanz fehlt. Glücklicherweise haben nicht alle Songs das doch eher beliebige Niveau von "All on a Sunday" vom letzten Spock's Beard Album, es gibt durchaus jede Menge gelungene Ideen, wohingegen aber auch einiges nur als nette Hintergrundmusik seinen Zweck erfüllen kann. Während die noch weiter hinten folgende besprochene Soloscheibe von Nick D'Virgilio sehr facettenreich und spannend geraten ist, so beinhaltet "It's not too late" doch wenig Überraschendes oder Spektakuläres - schön anzuhören, aber nicht gerade aufregend.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001