CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Wescold - Tomorrow
(20:30, Privatpressung, 2001)

"Wir brauchen unbedingt noch Reviews und Interviews für unsere Band Homepage". Wenn man von einer Band per Email natürlich so nett gebeten wird, sie auch noch aus der näheren Umgebung kommen, dann hilft man natürlich gerne. Gesagt, getan, hier kommt die Kritik zur Mini CD der Melodic Prog-Metaller Wescold. Los geht's mit "Behind the horizon", einer Mid-Tempo Nummer, die von prägnanten Gitarrenriffs und Keyboardteppichen getragen und vorangetrieben wird. Schon nach kurzer Zeit hier wird deutlich, dass Wescold vor allem Wert auf Melodien, dem Spiel mit harten Riffs und sanften Tastenlinien legen, nicht Technik, sondern Songstruktur und stimmungsvolle Harmonien im Vordergrund stehen. Die Härte wird zurückgeschraubt, geschickt zur Temposteigerung und als Gegenpol zu den Melodien eingesetzt. Der Titelsong "Tomorrow" beginnt akustisch, bleibt von Stimmung und Schnelligkeit her im Bereich Heavy-Ballade, insgesamt fehlt dem Lied aber etwas die Kraft, die innere Spannung wirkt irgendwie gedrosselt. Bei "How long" wird das Tempo wieder gesteigert, sinfonische Passagen verleihen dem Song mehr Power und Dramatik. Dennoch gilt auch hier das gleiche, wenn auch in verminderter Art wie bei "Tomorrow", die Ansätze sind gut - vor allem der Schlusspart vereint gute Soli mit Bombast - aber irgendwie fehlt noch der letzte Biss, der echte Überraschungsmoment. Mit dem melancholischen, als ruhiges Piano-Gesangs-Stück beginnenden "My world" schließt dieses Minialbum versöhnlich und traurig, aber dennoch hoffnungsvoll. Wescold spielen solide, schnörkellose, aber gefühlvolle Heavy-Mucke, mit gelungener Balance zwischen sanften und harten Passagen. Sowohl die Instrumente, als auch der Gesang, wirken passend aufeinander abgestimmt. Wenn man hoffentlich finanzielle Unterstützung eines interessierten Labels findet, könnte auch die Produktion noch mehr Dampf, mehr Druck nach vorne vertragen. Dennoch ein erster Schritt in die richtige Richtung wurde getan.

Kristian Selm



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