CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)
Cyrille Verdeaux - Nocturnes digitales
(66:31, Clearlight Music, 2001)
Cyrille Verdeaux - Joruney to Tantraland
(60:24, Clearlight Music, 2001)
Befand sich der Keyboarder Cyrille Verdeaux Mitte / Ende der 70er mit Clearlight noch im Progressive Rock Bereich, so hat er sich mittlerweile der ruhigen, New Age artigen Klängen zugewendet, so wie dies auch auf seinen neuesten Produktionen zu hören ist. Verdeaux gehört dabei aber glücklicherweise nicht zu jenen Künstlern, die nur langgezogenen nichtsagende Soundwälle auftürmen, in seinen Kompositionen steckt immer noch sehr viel interessante Detailarbeit. "Nocturnes digitales" beschäftigt sich als Thema mit Ankor Wat, dem herausragenden Bauwerk der Khmer in Kambodscha, welches auch heute noch, mehr als 850 Jahre nach seiner Entstehung, seine damalige Pracht erahnen lässt. Verdeaux verbindet Naturtöne wie Vogelgezwitscher, Wind, Wasserkaskaden mit sanfter, sphärischer Keyboardbegleitung. Doch wie schon im vorherigen Absatz angedeutet, sind es nicht nur langgezogene Synthieakkorde, die als Stimmungsplattform dienen, sondern das elektronische Klangspektrum wird in seiner ganzen Bandbreite verwendet. Mal erklingen leichte Flötentöne, dann orgelt es klassisch, Verdeaux verbindet gekonnt sinfonischen New Age mit klassischen Anleihen, steigert auch die Dramatik und verharrt nicht nur in erwartungsvoller Ruhe. Zwar wird im Booklet dieses CD als optimale klangtechnische Untermalung für z.B. Meditation und Yoga angepriesen, doch neben Entspannung und seiner angenehmen Ruhe bietet "Nocturnes digitales" auch einige schön anzuhörende Melodien. Wesentlich mystischer, ruhiger, minimalistischer, auf jeden Fall auch elektronischer ist dagegen das gleichzeitig erschienen "Joruney to Tantraland" geraten. Das Album handelt von der Energie und den Gedanken der Sexualität und bedient sich dabei hauptsächlich den Ideen der indischen Tantralehre. So anregend und interessant die ausführlichen Erklärungen im Booklet über die Vereinigung von Geist und Seele sind, so relativ unspektakulär die musikalische Umsetzung. Eine Weile ganz nett, doch ellenlange Tonfolgen, in denen nur sehr wenig bis gar nichts passiert, laden mehr dazu ein, sanft, aber sicher einzuschlafen, statt sie als Inspiration- oder Untermalung fürs eigene Liebesleben zu verwenden. Nicht immer ist der Weg das Ziel.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001