CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)
La Torre dell'Alchimista - La Torre dell'Alchimista
(50:07, Kaliphonia, 2001)
Schön, dass sich auch immer wieder Bands aus Italien der eigenen Vergangenheit erinnern, kräftig in den 70ern herumwühlen, um aus dieser Inspiration etwas eigenes entstehen zu lassen. La Torre dell'Alchimista gehören in diese Kategorie und sie verstehen ihr Handwerk zweifelsohne. Dies wird besonders deutlich, wenn sie ganz selten mal versuchen moderner zu klingen, denn dann wirken die Keyboards nur noch käsig, der Schwung anderer Kompositionen geht eindeutig verloren. Ihre musikalische Gegenwart liegt eindeutig in der progressiven Vergangenheit Italiens. Nicht nur durch antikes Instrumentarium mit Mellotron und Hammond, sowie fröhlichen Flöteneinlagen, klingen sie authentisch, auch ihre neun auf dieser CD enthaltenen Kompositionen atmen den Geist der Vergangenheit, ohne dass die Band als bloße Kopisten dazustehen. Zwar gibt es immer wieder Passagen, wie z.B. in "Delirio" oder "Il volo", die abgesehen vom Gesang an Banco oder Le Orme erinnern, doch sind dies immer nur Schnipsel, flüchtige Momente. La Torre dell'Alchimista bauen ansonsten vor allem auf die typischen südländischen Merkmale; sie können richtig fett losorgeln, gute durchdachte Komplexität ohne Hoppler vom Stapel lassen, der italienische, nicht immer krisenfeste Gesang lebt spür- und hörbar Emotionen aus, in ihnen schlägt aber auch gleichzeitig ein feinfühliges Herz, dessen Puls in akustischen, ruhigen Nummern schlägt. Man könnte dieses Album einfach unter das Motto "aus alt mach neu" stellen, vieles kommt einem bekannt vor, dennoch klingt hier nichts altbacken, sondern die Musik wirkt frisch und neu. Von dieser Band möchte man noch mehr hören, Daumen nach oben!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001