CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)
Priam - Diffraction
(67:59, Musea, 2001)
Auch wenn Robert Fripp unbestreitbar einen sehr egomanischen, für Außenstehende recht verqueren Charakter besitzt, so ist es doch immer wieder erstaunlich, wie die ganze Palette seiner Musik von den End 60ern bis heute andere Künstler inspiriert. Bei den französischen Priam scheinen die aktuellen King Crimson, sowie die ProjeKcts nachhaltig gewirkt zu haben. Zwar nicht ganz so bruchstückartig und verschroben, aber doch mit deutlich erkennbaren Merkmalen, hat Gitarrist Chris Casagrande Fragmente aufgesaugt und reproduziert. Komplexe Breaks und widersprüchlichen Gegeneinander laufenden Akkorde und Melodien tun ein übriges dazu, der Albumtitel verweist ebenfalls auf Brechung im übertragenen Sinne hin. Priam sind dennoch über weite Strecken zugänglicher, denn neben hartem Stoff, sorgen federnde Rhythmen und spacige Keyboards als Gegenpol für Leichtigkeit. Mit Zugänglichkeit ist an dieser Stelle jedoch keineswegs gemeint, dass sich einem die Musik sofort erschließt, man muss sich definitiv hineinarbeiten, doch erkennbare Strukturen und "richtige", zum Teil sogar wirklich schöne Melodien, Momente der Besinnung machen einem die Arbeit wesentlich leichter. Als besondere Überraschung gibt es sogar noch einen sakralen Frauenchor zu hören. "Diffraction" ist eine konsequente Melange aus Fusion, Improvisation, Soundscapes, Prog und Space Rock, komplex, treibend und am Stellen sogar harmonisch zugleich, oder um mit unsäglichen, scheinbar auf den Punkt gebrachten Vergleichen zu kommen, eine moderne Art "Gong meets King Crimson".
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001