CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Scott McGill / Michael Manring / Vic Stevens - Addition by subtraction
(70:22, Free Electric Sound, 2001)

Um Bands im Fusion bzw. instrumentalen Progressive Rock Bereich eine eigene Plattform zu bieten, hat Laser's Edge jetzt nach dem Prog Metal Label Sensory, mit Free Electric Sound ein weiteres Sublabel gegründet, welches sich in die gerade beschriebene musikalische Richtung spezialisiert hat. Das erste Album stammt vom Trio Scott McGill (Gitarre), der vor allem durch seine Mitarbeit bei Finneus Gauge oder sein Projekt Handfarm bekannt ist, sowie Michael Manring an Bass und E-Bow, sowie Schlagzeuger Vic Stevens. Zudem ist auf diesem Album bei drei Titeln als Special Guest der derzeitige Dream Theater Keyboarder Jordan Rudess tatkräftig mit von der Partie. Und um dem ganzen noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, saß der Grammygewinner Neil Kernon (Queensr˜che, Brand X, Mahavishnu Orchestra) hinter dem Mischpult. Jede Menge Pfründe also, mit denen dann auch kräftig gewuchert wird. "Addition by subtraction" beinhaltet jede Menge komplexe Kompositionen, in denen es vor komplizierten Rhythmen nur so wimmelt, dynamische Stimmungswechsel und zudem natürlich auch unglaubliches Zusammenspiel der drei, respektive vier Akteure. Die Grenzen zwischen Fusion, Jazz Rock, modernem Metal und vertracktem Progressive Rock sind fließend. Böse und ganz simpel gesprochen handelt es sich einfach um ziemlich abgehobene Musik für Musiker mit erhöhtem Frickelfaktor. Doch mit dieser Aussage macht man es sich doch etwas zu einfach, denn trotz nötiger erhöhter Aufmerksamkeit, steckt in diesem Album nicht nur brotlose Selbstbeweihräucherung, sondern durchaus Substanz und gefällige Passagen. McGill, den man von seinen Holdsworth-mässigen äußerst flinken Saitenfingereien bereits bestens kennt, nimmt sich doch für seine Verhältnisse etwas zurück, lässt somit Platz für die ebenfalls sehr kraftvolle Rhythmussektion, es findet sich so eine gesunde Balance zwischen freier Improvisation und fester Komposition. Daneben sorgen natürlich auch die Gastauftritte von Rudess zum einen für hörbare Abwechslung, zum anderen bekommt auch die Gitarre einen ebenbürtigen Partner zur Seite gestellt. Durch wechselnde Stimmungen, Tempiwechsel, sowie auch mal akustische Gitarre, bleiben die 14 Titel nicht zu eindimensional, lassen aber auch Raum zum Verschnaufen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2001