CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Mark 1 - Absolute zero
(54:45, Breathe, 2001)

Es kann eben zweischneidig sein, wenn man sich seine Ziele bzw. Ansprüche selbst setzt. Einerseits kann man an ihnen wachsen, andererseits ist bei zu hoher Messlatte das Scheitern um so ärgerlicher. Mark 1 versuchen nun auf ihrem Debüt "Absolute zero" eine Brücke zwischen den Sounds und der Technik klassischen Progressive Rocks und der heutigen musikalischen Entwicklung zu schlagen. Gut im Ansatz, doch in der Ausführung sind dennoch einige Schnitzer unterlaufen, woran liegt's? Mark 1 gehen auf den ersten Blick den Weg der englischen Vulgar Unicorn: sie verleugnen nicht den Einfluss der Vergangenheit, Zugeständnisse an die Arrangements und den Sound z.B. von Genesis schimmern immer wieder, vor allem in den Gitarrenparts, durch. Die Moderne gibt sich mit neuartigen Sounds, Beats, verfremdeten Gesang, Sprechpassagen und teils sogar poppigen bis hin zu avantgardistischen Ideen ein Stelldichein. So weit, so gut. Was die Titel von Mark 1 zuerst einmal gewöhnungsbedürftig und nicht immer homogen klingen lässt, sind die daraus resultierenden Stilbrüche. Gibt es gerade noch eleganten Pop-Funk zu hören, so erklingt auf einmal ein proggiges Solo, dass genauso plötzlich wieder von der Gegenwart überrollt wird. Erstaunlicherweise blitzt das Können des amerikanischen Trios immer dann auf, wenn sie sich eindeutig auf die Prog Seite schlagen, will sagen, dass was modern und zeitgemäß zusammengebastelt wurde, hat nicht die Power der eigenen Inspiration aus den 70ern. Ob gewollt oder nicht kommen noch einige eigenartige Tonschwankungen hinzu, die der Musik an manchen Stellen einen schwimmenden Charakter geben. Ohne Zweifel ein interessantes Album mit einer gut gemeinten Symbiose, doch bis Mark 1 zu etwas Größeren reifen, sollte noch mehr an Melodien und durchschlagender Songstruktur gefeilt werden.

Kristian Selm



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