CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Late September Dogs - Talking to the moon
(62:10, TCP, 1996)
Late September Dogs - On the cold hill side
(70:17, TCP, 1997)
Late September Dogs - Catch a dream
(16:39, TCP, 1998)
Late September Dogs - Live under the rainbow
(74:06, TCP, 1999)
Late September Dogs - Alienated
(61:14, TCP, 2000)

"Um sich ein Bild von dieser Band machen zu können, wirst du nicht umhin kommen, Dir die ganze Schrankwand an Musik reinzutun - mit nur einer Schublade kommen die meisten da nicht aus..." Und da stehen sie nun vor mir, die gesammelten Werke der Late September Dogs, die nur darauf warten, angehört zu werden. Unschuldige, wehrlose, alleingelassene CDs kann man natürlich nicht einfach in der Ecke liegen lassen, deswegen den Player geöffnet, Play gedrückt, die CD verschwindet in der Dunkelheit des dafür vorgesehenen Schachtes und schon beginnt meine ganz eigene musikalische Reise. "Talking to the the moon" ist das '96er Debüt von den LSD - reiner Zufall übrigens, dass die Abkürzung auch anderweitig ausgelegt werden kann. Ein markantes Merkmal fällt sofort auf, welches sich wie ein roter Faden auf den noch folgenden Alben immer wiederfindet: die markante, eindringlich, guturale Stimme des Frontmanns Björn Both. Mit einer Stimmlage die an den Frontmann der Ostküstenrocker The Brandos oder auch etwas an Eddie Vedder, Pearl Jam's Mann hinter dem Mikrofon erinnert, verleiht er den Liedern Seele, Tiefgang, Ausdruck. Der Erstling klingt musikalisch noch etwas traurig, atmosphärisch dicht von Keyboards, akustischer Gitarre und Percussion und hohem Melodieanteil bestimmt. Und wie schon die Einleitung verkündete, eine Stilzuordnung fällt schwer, irgendwo zwischen Ethno, Pop, Sing'n'Songwriter, Neo Psychedelic wandern die meist zwischen 5-8 Minuten langen Songs hin- und her, zusammengehalten von tollen Melodien und der immer wiederkehrenden markanten Stimme. Ein prima Album für Relaxen und Träumen an einen lauen Frühsommerabend. Der Nachfolger "On the cold hill side" wartet mit ähnlichen Stilmitteln auf, insgesamt ist die Musik auf der einen Seite sphärischer, schwebender, mystischer, durch eindringliche Melodien etwas poppiger, auf der anderen Seite durch gelegentliche Hinzunahme von Schlagzeug und sogar elektrischer Gitarre aber auch härter und vielseitiger geworden. Als Ausgleich zum hohen Melodieanteil vieler Songs, gibt es Ethno Space Rock-artige Ausflüge, sogar einen Schuss Folk, wodurch das Album eine neue Balance erhält. Hier und da setzen gutturale Didgeridoo Laute musikalische Duftmarken. Insgesamt, wahrscheinlich verursacht durch seine doch zu geradlinigen Ideen, etwas schwächer als das Debüt. Mehr als aktuelles Lebenszeichen zwischen den Longplayern ist die Mini CD "Catch a dream" zu sehen. Vier Titel bringen es gerade mal auf etwas mehr als 16 Minuten, insgesamt stehen eingängige Melodien, der Versuch Radiotauglichkeit zu erreichen und kompakter Songaufbau noch mehr im Vordergrund, wodurch die typische Atmosphäre vieler LSD Lieder leider einfach viel zu kurz kommt. Lediglich "In the rain" erreicht die Kraft und Ausstrahlung der Vergangenheit. Insgesamt mehr etwas für denjenigen, der seine Sammlung komplettieren möchte. Einen sehr guten Überblick über die Schaffensperiode bis 1999 und auch den hörbaren Beweis der Live-Faszination dieser Band, bietet "Live under the rainbow", welches auf der 98er "Catch a dream" Tour mitgeschnitten wurde. Hier stimmt die Ethno / Trance / Psychedelic / Space / Pop Mischung aus eindringlichen, aber nie flachen Melodien, mystischer Songuntermalung und hypnotischen Rhythmen. Besonders die monotonen, gleichzeitig fesselnden Stammesrhythmen, gelegentlich unterstützt durch Didgeridoo, wissen zu gefallen. Zudem enthält dieses Album zur Hälfte auch noch bisher zu jenem Zeitpunkt nicht veröffentlichtes Material, welches nahtlos die typische LSD Schiene fortsetzt. Und um wieder zum Beginn der Kritik zurückzukehren, bisher hat sich mein CD Regal prächtig mit neuem Material gefüllt! Mit dem (noch) aktuellen Album "Alienated" folgt nun der totale Bruch mit der Vergangenheit. Mit Ansätzen aus modernen Beats, Drum'n Bass, Ethno Dub, düsterem Wave, insgesamt deutlich elektronischer orientiert, sind Gitarre und andere akustische Instrumente sehr oft der modernen Technik gewichen. In kurzen, meist knapp im 3½ Minuten Bereich liegenden Songs wird vor allem dem momentanen Zeitgeist Tribut gezollt, die wenigen halb-akustischen, mehr stimmungsbetonten Songs können dafür noch die Magie der Vergangenheit entzünden. Einerseits verständlich, dass sich die Band musikalisch weiterentwickeln wollte, doch warum es zum Teil ein solch krasser Umschwung sein musste, da wäre wahrscheinlich eine Namensänderung gegenüber den Fans fast ehrlicher gewesen. Ein weiteres Betätigungsfeld hat man zudem im Techno / Ambient-Projekt Pulseflow gefunden. Die Zukunft wird zeigen wohin die weitere Reise geht.

Kristian Selm



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