CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)
Hamster Theatre - Carnival detourment
(49:39, Cuneiform, 2001)
Die Macht von vier Buchstaben. Glücklicherweise schicken einem Plattenlabels meistens nette Infozettel mit, damit man sich als Schreiberling schon einmal grob orientieren kann, was einen da auf einer gar lustig blinkenden Scheibe wohl erwartet. Hamster Theatre wurden ganz keck mal mit dem simplen Begriff "Rock" beschrieben. Tja, dass dabei wohl keineswegs nur ordinäre Rockmusik gemeint war, kann man sich bei Cuneiform, dem Label des abgedrehten Geschmacks, sicherlich denken, doch die amerikanische Band sprengt jegliche Genregrenzen. Ursprünglich als Projekt des Multiinstrumentalisten Dave Willey, der u.a. Akkordeon, Harmonium, ganz ordinäre Keyboards, Bass, jegliche Art von Gitarre, Schlagzeug, Violine und weiß der Geier was noch für Instrumente bedient, zusammen mit seinem Pendant Jon Stubbs gestartet, haben sich die beiden auf ihrem dritten Album auch noch die Unterstützung diverser Gäste, u.a. Musiker von Thinking Plague, mit ins Studio geholt. Die musikalisch-stilistische Mischung ist abenteuerlich. Hauptsächlich in Rock In Opposition Gefilden verankert, gibt's mal zeitgenössische Klassik, dann wieder Reggae Rhythmen, harte Riffs oder einfach Karnevals- bzw. Theatermusik, man muss jederzeit das Unerwartete erwarten. Dennoch finden sich trotz anspruchsvoller Rhythmik und in extrem verschachtelten Kompositionen auch jede Menge wunderschöne Melodien auf diesem Album, die somit als Gegenpol für Ausgeglichenheit und innere Ruhe sorgen. Es geht auch keineswegs so hektisch und chaotisch, wie z.B. bei den 5uu's zu Werke, von einfacher Kost zu sprechen ist jedoch völlig unangebracht. Wer mit Bands wie Thinking Plague oder Univers Zero seine Freude hat, dem bietet auch Hamster Theatre anspruchsvolle Klänge abseits jeglicher Trends und Strömungen. Nur etwas für wirklich offene Ohren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001