CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Godspeed You Black Emperor! - Slow riot for new zero
(28:38, Kranky, 1999)

Nachdem Godspeed You Black Emperor!, kurz GYBE!, mit ihrem zweiten, grandiosen Album "Lift yr. skinny fist like antennas to heaven!" allgemein für Furore sorgten, wirft dies natürlich die Frage auf, was denn deren frühere Werke musikalisch bieten. "Slow riot for new zero" ist eine EP, die lediglich die zwei Titel "Moya" und "bbf3" enthält, die mit ihren jeweiligen Längen von 10:51 bzw. 17:45 Minuten, selbst für GYBE! Dimensionen relativ kurz geraten sind. Auf ihnen wird nicht ganz so extrem wie beim nachfolgenden Longplayer das Konzept des "Wall of Sounds" ausgelebt. Zwar gibt es auch hier das mehrfache An- und Abschwellen von Soundkaskaden, die melancholischen Lieder entwickeln sich langsam, schleppend - doch einfache, monotone, aber zugleich traumhaft schöne Melodien geben dem explodierenden "Krach" eine Struktur, eine Line zum entlang hangeln. Wo bei Sigur Rós die Stimme für einen ausgleichenden Gegenpol sorgt, da setzt bei GYBE! das Zusammenspiel zwischen klassischen und elektrischen Instrumenten die Akzente. "Slow riot for new zero" lebt so vor allem von der Stimmung, der Faszination des kontrollierten Lärms (nicht umsonst heißt die Übersetzung des hebräischen Zeichen auf dem Cover u.a. "Chaos") der von einfacher, fragiler Schönheit bis hin zu ohrenbetäubenden Crescendo reicht.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2001