CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)
Tony Garone - The epic of Gilgamesh
(58:15, Heliopolis Productions, 2001)
Ohne die Errungenschaften der modernen Technik wäre solche Projekte, wie "The epic of Gilgamesh" nur sehr schwierig möglich, beziehungsweise nur in Verbindung mit erhöhten Kosten überhaupt realisierbar. Doch Dank MP3 und Internet kann man heutzutage Musik über Leitung quer über den Globus schicken, womit es möglich wurde, dass Tony Garone insgesamt 16 Musiker aus drei verschiedenen Ländern an seinem Projekt beteiligte und so eine Art musikalisches Quilt schuf. Die einzelnen Lieder wurden immer weiter geschickt und jeder Musiker fügte seinen Anteil hinzu, um damit aus diesem Projekt etwas ganz eigenes entstehen zu lassen. Auch die Geschichte, die sich hinter "The epic of Gilgamesh" verbirgt, ist nicht weniger interessant. Sie handelt von der reichen Kultur Mesopotamiens, die vor mehr als 6.000 Jahren ihre Blütezeit erlebte. Doch kommen wir nun zur Musik, für die der Amerikaner Garone immerhin zwei Jahre benötigte, um sie in die entsprechende Form zusammenzufügen. Bereits die ersten Tracks beginnen äußerst verheißungsvoll, präsentieren einen folkig, mystischen Ausflug in fremde Klangkulturen. Besonders der zweite Titel "Uruk" erinnert in seiner verträumten Atmosphäre an Loreena McKennitt's Musik. Neben diversen Perkussions-Instrumenten, die aus der ganzen fernen weiten Welt stammen, dürfen ebenso Harfe und Geige nicht fehlen, wie auch z.B. "We are all one" mit "richtigem" Rockinstrumentarium unter Dampf gesetzt wird. Stilstisch wird hier homogen spannende Folklore von der ganzen Welt mit sinfonischen, teils bombastischen, teils komplexen Augenblicken versehen, zusammen verpackt in schöne Melodien. Das Album versprüht in diesen Momenten gefangennehmende Atmosphäre und einfach freundlich-fröhliche Stimmung. Doch dazwischen gibt es immer wieder einige Songs, die zu synthetisch klingen, manchmal stilistisch unpassend, fast schon banal wirken. Man wird aus dem Traum der Vergangenheit teils rüde in die Gegenwart zurückgeholt. Doch sobald Instrumente wie z.B. die türkische Saz wieder virtuos und temporeich erklingen, beginnt die Geschichte aus vergangener Zeit wieder lebendig zu werden und man wünscht die Zeit zurückdrehen zu können. Trotz einiger kleinerer Fehlgriffe, über die man getrost hinweghören kann, ist "The epic of Gilgamesh" ein gutes Konzeptwerk, welches vor allem mit der Vielfalt der Kulturen, der Folklore der verschiedenen Kontinente spielerisch umgeht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001