CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Djam Karet - New dark age
(55:38, Cuneiform, 2001)

Seit 1984 veröffentlichten Djam Karet insgesamt elf Alben, die eindrucksvoll ihre Vielschichtigkeit dokumentieren, welche von treibenden, gitarrenbetonten Rockstrukturen bis hin zu Ambient Soundscapes reicht. Selbst der Rolling Stone ließ sich sogar zu einer Beurteilung hinreißen: "Floydsche Traumsequenzen kreuzen sich mit der kantenreichen Komplexität von King Crimson". Nach vierjähriger Studioalbumspause, nur unterbrochen vom Livealbum "Live at Orion" bzw. diversen Re-Releases älterer Alben beim neuen Heimatlabel Cuneiform, gibt es jetzt endlich wieder ein Lebenszeichen einer der dienstältesten Instrumental Progressive Rock Acts aus den U.S.A. Auf "New dark age", welches sich vom Titel her hauptsächlich auf das neue Jahrtausend bezieht und nicht dunklen New Age aus den Boxen wabbern lässt, verbinden die vier Protagonisten nun ihre verschiedenen Spielarten, geben sich zudem für ihre Verhältnisse äußerst melodisch. Neben vorwärtstickernden Gitarrenriffs, heulendem Saitenziehen und schwungvollen Rhythmusmustern sorgen atmosphärische Soundscapes, langgezogene, hypnotische Klangdrohnen als Gegenpol für Ruhe und Ausgewogenheit. Die 10 Titel sind ansatzweise eine Rückkehr zu den Anfängen, zur ersten CD "Reflections from the firepool", welches ebenfalls eine gelungene Mischung aus Härte, Melodie und Atmosphäre schaffte. Kamen früher die Klangkaskaden hauptsächlich aus Gitarrensynthesizern, so verwenden Djam Karet dieses mal "echte" Tasteninstrumente, wie z.B.. Mellotron, Orgel, aber natürlich auch Synthesizer, was dem Album mehr Wärme, mehr Intensität verleiht. Insgesamt wirkt "New dark age" homogener, zugänglicher, aber keinesfalls flach und langweilig, da es doch genügend Merkmale gibt, wie z.B. Sound oder Struktur der Songs, die typisch nach Djam Karet klingen. Die Komplexität bei Djam Karet wirkt unterschwellig, nicht immer gleich offensiv hörbar, auch wenn diese CD weit davon entfernt ist, irgendwie vorausschaubar zu sein. Sehr viel Stimmung, weder Hektik, noch Aggressivität, spacige Sounds, interessante, hypnotische Rhythmen, sogar in Ansätzen leichter Latin Touch, aber doch deutlich auf Rockwurzeln fußend: mit diesem Album kehren die vier Amerikaner vital und durchtrainiert zurück.

Kristian Selm



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