CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Violeta De Outono - Live at Rio Art Rock Festival '97
(63:15, Privatpressung, 2001)

Sie waren eine der Überraschungen der 97er Ausgabe des Rio Art Rock Festivals: die Psychedelic / Space Rocker von Violeta De Outono, die bereits auf dem "Rio Art Rock Festival" Sampler positiv auffielen und Brasilien eine ganz neue musikalische Nuance verleihen. Wie so viele andere Bands dieser Stilrichtung, lebt auch dieses Quartett mehr von der Stimmung, der schleppenden Atmosphäre ihrer Musik, als von ausschweifender Musikalität. Satte Orgelklänge legen das Grundgerüst, über dem Schlagzeug und Bass eindringlich den Beat vorantreiben, nur unterbrochen von gelegentlichen Gitarrenausflügen und durchzogen von dem leicht gelangweilt klingenden Gesang des Frontmanns, der an Hawkwind's Dave Brock erinnert. Interessanterweise benutzt die Band fast ausschließlich portugiesischen Gesang, welcher aber sprachlich mit seinem nuschelnden Unterton bestens zur Musik passt. Trotz, dass der Gig gleich mit dem Pink Floyd Klassiker "Astronomy domine" eröffnet wird - später folgt auch noch "Tomorrow never knows" von den Beatles als zweite Coverversion, sowie "Set the controls for the heart of the sun" kurz zitiert wird - braucht die Band noch zwei weitere Titel, um sich erst langsam warmzuspielen. Doch spätestens mit "Dia eterno" und vor allem dem sehr spacigen "Eclipse" ist der Bann gebrochen. Gitarre mit Bootlenecktechnik gespielt und atmosphärische Keyboarduntermalung sorgen für Flüge in fremde Sphären und Welten. Es ist keineswegs spektakulär, was Violeta De Outono bieten, doch die Brasilianer setzen ihren Ideen schlüssig um, die Musik hat den rechten Groove und trotz schwebendem Charakter, bleibt der Gesamtsound bodenständig, erdverbunden. In dieser faszinierenden ehrlichen Art, lebt die Musik der späten 60ern weiter, ohne dass sie angestaubt oder antik wirkt - ein echter Hörgenuss.

Kristian Selm



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