CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Tea For Two - 101
(47:52, QuiXote, 2000)
Vier Jahre ist es her, seitdem es mit dem Livalbum "Snapshots" das letzte Lebenszeichen von Tea For Two gab. Aufgrund beruflicher Gründe zerstreute es die Band 1997 in alle Himmelsrichtungen, aber moderne Kommunikations- und Aufnahmemöglichkeiten machten es möglich, dass das in zweijähriger, aufreibender Detailarbeit aufgenommene und im Studio aufgepeppte Konzeptwerk "101" jetzt letztendlich vorliegt, ohne dass die Band sich für die Aufnahmen dazu im gleichen Raum befinden musste. Inzwischen zum Trio geschrumpft, haben Michael Schumpelt (Keyboards, Flöte), Oliver Sörup (Gitarren) und Stephan Weber (Gesang) ein ambitioniertes Werk vorgelegt, dass zudem noch durch einen Gastauftritt des ehemaligen Bassisten Uwe Haaß, sowie Sängerin Ruth Sharp und Violinistin Katja Schimmerle klanglich ergänzt wurde. Trotz eines einheitlichen Konzeptes im Hintergrund, welches von einer Traumreise, dem Kampf gegen eine unbekannte, negative Kraft handelt, sind die stilistisches Elemente wesentlich weiter, vielschichtiger gefasst. Zusammengehalten durch eine grundlegend melodische, in einigen Passagen recht dramatische Ausrichtung, finden vor allem neo-progressive Elemente, wie z.B. im schwungvollen "Heaven (For noone else but me)", dem traurigen, emotionalen "All too late" oder im elfminütigen, sehr stimmungsvollen, dramatischen und abwechslungsreichen Titelsong, ihren Platz. Doch in diesem Album steckt mehr, denn sowohl "Between the lines", eine folkig, akustische angehauchte Ballade mit Blockflötensolo(!), die klassische Überleitung "Bitter sweet...", das deutlich härtere "Torn in two", so wie das wunderbares Flamencostück "The plan" setzen ganz andere Akzente. Etwas Probleme habe ich jedoch mit der sehr eigenen Stimmlage des Sängers Stephan Webers, die mir in Intonation und Ausdruck nicht ganz so zusagt, was aber letztendlich reine Geschmackssache ist. Im Gegensatz zu den ersten beiden Alben, wurden leider die folkigen Elemente aufgrund der Unterordnung ins Gesamtkonzept etwas zurückgenommen, dafür insgesamt die musikalische Bandbreite äußerst angenehm erweitert. Die Stärke dieses Albums liegt vor allem in den instrumentalen Passagen, dann wenn sich Tea For Two Raum für Ausflüge in andere Stile lassen oder wenn der Dreier richtig schön proggig losrockt, wie in dem das Album beschließende "Last piece". Ob es zukünftig aufgrund der örtlichen Entfernung und in Anbetracht der Suche nach noch passenden Musikern für die Liveumsetzung wieder Auftritte geben wird, steht leider noch in den Sternen. Dennoch ist es schön, dass sich Tea For Two nach langer Pause wieder zurückgemeldet haben.
Kristian Selm
Kontakt: Tea For Two c/o Stephan Weber, Veits Stoß Str.12, 69126 Heidelberg, Vertrieb: QuiXote Music
© Progressive Newsletter 2001