CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Pyramid - The immaculate lie
(67:55, Locomotive Music, 2001)
Das relativ junge spanische Label Locomotive Music sieht sein Hauptziel im Support der einheimische Heavy Metal und Hard Rock Szene. In den letzten Wochen bzw. Monaten lieferte man ein erstaunliche Anzahl von Veröffentlichungen ab, wobei beim Großteil der Bands meist die rustikalere, härtere Gangart bevorzugt wird (siehe auch im News & Gerüchte-Teil). Einzige Ausnahme: Pyramid, eine Prog Metal Kapelle, die vor rund drei Jahren gegründet wurde und es so richtig schön komplex und heftig krachen lässt. Abgesehen von einem klassisch-sinfonischen Intro in bester ELP Manier, sieht sich der Fünfer von der iberischen Halbinsel vor allem in der Tradition von Dream Theater, was sogar so weit führt, dass bei "Uthopia city" einige Riffs originalgetreu aus "The yste jam" geklaut wurden, ein Stilmittel das in nicht ganz so offensichtlicher Form noch mehrfach seine Verwendung findet. Auch ansonsten ist die Verwandtschaft zum Traumtheater nicht nur ein Lippenbekenntnis, in durchorganisiertem instrumentalen Chaos sind mehrere Parallelen vor allem zum DT Debüt "When dream and day unite" recht augenscheinlich. Gerade das fulminante Breakgewitter, abgehackte Gitarrenriffs, sowie schräge Keyboardsprenkler klingen meist überzeugend und beinhalten trotz aller Komplexität einen natürlichen Fluss. Soweit so gut, doch leider ist der Mann am Mikrofon eindeutig die Person, an dem sich die Geister scheiden werden. Sobald Javier Cespedes mit seinem hohen, tremolierenden Kreischgesang einsetzt, wird der Nervfaktor entweder so hoch, dass die CD hochkant aus dem Player fliegt oder man hat einfach mit dieser extremen Stimmlage keinerlei Probleme. Zwischendurch versucht sich der Shouter in normaler Tonhöhe - und siehe da, das klingt für den geplagten Kritiker doch gleich um mehrere Nuancen angenehmer. Wie gesagt, ein zwiespältiges Album, bei dem neben dem interessanten Prog Metal mit Speed Elementen, sowie Einflüsse aus spanischer und arabischer Musik, vor allem der Gesang wieder für Zustimmung oder Ablehnung führen wird.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001