CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Presence - Gold
(53:13, Black Widow, 2000)

Das italienische Label Black Widow ist ja bekannt-berüchtigt für seine etwas eigenartig anmutenden Veröffentlichungen. Hauptmerkmal der Ergebnisse der meisten Künstler: düster und etwas sperrig muss es sein - nichts also für Schattenparker. Auch Presence sind da keine Ausnahme. "Gold" ist somit keineswegs goldig, sondern eine Ausgeburt an stranger Stimmung, wenn auch das Trio ebenfalls mit dramatischer Spannung nicht spart, dafür aber ungewohnt geradlinig agiert. Dominiert wird dieses Album, von der omnipräsenten Sängerin Sofia Baccini, die äußerst kraftvoll mit ihrer Stimmlage entfernt an Toyah Wilcox (hatte in den 80ern mal im Zuge des New Wave einige Hits) erinnert. Und wenn bereits die Frontdame mit Power in der Stimme aufwartet, wollen ihre männlichen Kollegen natürlich nicht hinten anstehen. Zum einen wäre da Keyboarder Enrico Iglio, der jede Menge erschlagenden Bombast seiner Kiste entlockt, aber auch die klassische, ruhigere Schiene drauf hat. Das Trio komplettiert Gitarrist Sergio Casamssima, der die Bandbreite von harten Riffs, bis hin zu elegischer Saitenheulerei abdeckt, eindeutig Gefühl vor seelenlose Technik stellt. Der nicht vorhandene Schlagzeuger wurde einfach programmiert, was aber nicht weiter auffällt, da wenn Rhythmen vorhanden sind, diese meist sehr schleppend und stampfendend voranschreiten, es aber auch selbstverständlich einige abgedrehte Parts gibt. Neben der schon angesprochenen düsteren Grundtendenz dieser Produktion - die von Horror, bis hin zu Weltuntergangsstimmung reicht - macht die Faszination von "Gold" das lockere Miteinander von verschiedenen Spielarten aus. Auf einem soliden Rhythmusgerüst fußend, finden Elemente aus sinfonischem Breitwandsound, harten Gitarrenakkorden, aber auch gefühlvolle Parts ihren Platz. Manches wirkt von der Zusammenstellung schon fast wie eine Rockoper, Presence verzichten darauf sich selbst ständig unter Volldampf zu setzen, es sind mehr die mystischen Stimmungen und starken Melodien, die auf dieser eigenartigen, aber doch irgendwie faszinierenden Scheibe dominieren.

Kristian Selm



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