CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Moongarden- The gates of Omega
(45:32 + 55:06, Mellow Records, 2001)
Gute Alben brauchen eben ihre Zeit. Ganze fünf Jahre ist es inzwischen her, seitdem das letzte Moongarden Album "Brainstorm of emptyness" erschienen ist. In dieser Zeit hat Mastermind Cristiano Roversi nicht nur jede Menge neue Ideen zusammengetragen, so dass das neue Werk "The gates of Omega" gleich zu einem Doppelalbum anwuchs, auch fanden gewisse Kurskorrekturen in der stilistischen Ausrichtung, sowie diverse Umbesetzungen bei den Gastmusikern statt. War der Vorgänger so richtig heftig von den Sounds der 70er zusammen mit neo-progressiven Musikalität und Ausstrahlung geprägt, so ist dieses Grundprinzip zwar in vielen Ansätzen auch auf "The gates of Omega" noch hörbar (vor allem die sanften Mellotronteppiche), doch der Großteil ist zum Teil spartanisch rhythmisch oder ruhig, an manchen Stellen eindeutig zu ruhig geraten. Zwar gibt es auch stellenweise ein Wiederhören mit richtig schön gespielten und hochmelodischen Neo Prog und epischer Melancholie Marke frühe Genesis, doch Roversi hat sein Hauptaugenmerk inzwischen auf sehr sensible und sachte Klangreisen, Soundscapes mit World Music Anleihen gelegt. Erinnerungen an die aktuellen Werke von Peter Gabriel, die sanfte Seite von King Crimson werden wach. Dazu unterstützen ihn perfekt der in akzentfreien und warmer Tonlage singende Luca Palleschi, sowie der sorgsam, aber effektiv agierende Schlagzeuger Massimiliano Sorrentini. Doch getragen werden die teils epischen Titel vor allem von lang anhaltender Atmosphäre, weit ausladenden Instrumentalreisen, die manchmal schon ist ein fast leeres Nichts münden, sich aber zwischendurch immer wieder in melodischer Schönheit fangen und Stimmungen transportieren. Mit seinen diversen Instrumenten (Chapman Stick, Keyboards, Piano, Bass) schafft der Multiinstrumentalist verschiedene Klangerlebnisse von fragiler, percussiver Schönheit. Somit besteht "The gates of Omega" zu zwei Dritteln aus wirklich schönen, ruhigen Songs, das letzte Drittel verfliegt etwas zu zusammenhangslos in einzelne Fragmenten. Auch bei diesem Album liegt die Vermutung nahe, dass bei der Straffung mancher Längen und das Zusammenstutzen der Ideen auf eine CD ein wirklich gefühlvolles, atmosphärisches Werk von emotionaler Tiefe entstanden wäre, so gilt es jedoch auch ungewollten Leerlauf zu überstehen. Ein interessantes Album mit einigen guten, wirklich brillanten Ideen, einer zum Teil neuen Ausrichtung und jeder Menge Ruhe und Gefühl.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001