CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Madison Dyke - Zeitmaschine
(36:53, SET, 1977)

Ein Album einer deutschen Band, welches als CD Veröffentlichung in Italien erschienen ist - da liegt natürlich der Verdacht nahe, dass es sich unweigerlich um einen Bootleg handelt. Keine Ahnung also, ob das vorliegende Erzeugnis legal ist oder nicht, auf jeden Fall enthält es schön altertümlich anmutende sinfonische Musik, in einer Art, wie sie viele Bands aus den End 70er mit Blick auf die britischen Vorbilder reproduzierten. Madison Dyke verbinden breitflächig angelegte Synthesizerkaskaden als Unterbau für ihre feinen melodischen Figuren. Akustische Instrumente in Gestalt von Gitarre und Flöte setzen daneben den Rahmen, über denen sich verträumt majestätisch angelegte Gitarrensoli, eine mit viel Hall und völlig drucklos wirkende Stimme erhebt. Es gelingt dem Quintett an vielen Stellen es die Stimmung der akustischen Seite von Genesis in bester krautrockdurchdrängter Sinfonik ganz eigen aufzubereiten. Die Stärke dieses Albums und das Hauptaugenmerk liegt deutlich im instrumentalen Bereich, die Gesangspassagen kann man ertragen, sie sind aber weitgehendst unnötiges Beiwerk. Neben der akustischen Seite sorgen auch die elektrischen Ausführen an Tasten und Saiten für manch liebvolle aufgebaute, manchmal auch recht hausbacken wirkende Spannungsmomente. Etwas störend, aber wohl als musikalischer Gegensatz gedacht, wirken die Hard Rock Elemente, die die Songs mehr spalten, als ihnen einen ausgleichenden Gegenpol zu bieten. "Zeitmaschine" ist im wahrsten Sinne ein Flug mit der Zeitmaschine und ein zurückdrehen der Zeit, denn mit jedem Ton hört man diesem Album seine Vergangenheit an. Ein netter, wenn auch nicht überragender, Ausflug in die End 70er.

Kristian Selm



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