CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Lana Lane - Ballad collection, Special Edition
(57:22 + 52:14, Pseudonym Records, 2000)
Bereits 1998 kam von Lana Lane eine "Ballad collection" heraus, und zwar in Japan, wo die "American Queen of Symphonic Rock" sehr beliebt ist. Die vorliegende Doppel CD ist in erster Linie eine Wiederveröffentlichung dieses Albums, denn die 2. CD entspricht - mit Ausnahme des Marillion-Covers "Season's end" - jener Japan-Pressung. Diese wurde nun also mit einer weiteren CD mit neu aufgenommenen Balladen ergänzt. Fast 2 Stunden lang nichts als Balladen - radiotaugliche Mainstream-Rock-Balladen, die mit Progrock wenig zu tun haben - da ist die Gefahr natürlich groß, dass bald einmal Langeweile aufkommt. Und manch ein Proggie mag sich wundern, warum das Ganze überhaupt im PNL Erwähnung findet. Die Antwort ist ganz einfach: es ist der Gesang von Lana Lane, diese wunderbare, klare, kraftvolle, warme Stimme, die diese Balladensammlung hörenswert macht und ähnlich gelagerte Alben meilenweit hinter sich lässt. Neben eigenen Kompositionen enthalten die CDs viele Cover-Songs von so unterschiedlichen Musikern wie den Beatles, Tom Waits, Supertramp, Crosby & Nash, Electric Light Orchestra, Marillion, Elton John u.a. Zur erstklassigen Produktion passt auch das 20-seitige Booklet, das neben den Songtexten auch zusätzliche interessante Informationen enthält und wie das Cover sehr attraktiv gestaltet ist. Produziert hat wiederum "Rocket Scientist" Erik Norlander, Lana Lanes beruflicher und privater Partner, der hier auch an zahlreichen Tasteninstrumenten zu hören ist. Die Arrangements und die Einsätze der insgesamt 9 Gastmusiker sind eher zurückhaltend und sehr straight, ohne jegliches Gefrickel. Ganz klar, Lanas Gesang soll hier im Mittelpunkt stehen. Von den 24 Songs können nicht alle überzeugen. Ein Elton John-Liedchen wird auch durch Lana Lane nicht besser, und auch andere Songs fallen etwas ab, davon interessanterweise eher Coversongs, die teilweise doch etwas zu klischiert wiedergegeben werden, während Lana Lane ihren eigenen Songs offensichtlich mehr Emotionen und Tiefgang verleihen kann. Für besonders gelungen halte ich von der ersten CD "Hands to heal" mit seinem hymnischen, kraftvollen Chorus, das bombastische "Ghost beside my bed", der Jazz-Standard "Autumn leaves", den Lana mit viel Klasse interpretiert und Norlander mit passendem Hammond-Spiel untermalt, und das Supertramp-Cover "If everyone was listening", von der zweiten CD der melancholisch-melodische Rocket Scientist-Song "Avalon", Marillions "Season's end", "Take a breath" und der End-70er ELO-Song "When time stood still", mein persönlicher Favorit unter all diesen Balladen. Bei diesen Songs sind die einfachen Arrangements kongenial, weil sie Lanas Gesang optimal ergänzen und den Song auf den Punkt bringen. Es ist offensichtlich, dass Norlander mit dieser Produktion ein breiteres Publikum für Lana Lane gewinnen will. Denn alles, was die Radiotauglichkeit hätte beeinträchtigen können, wurde tunlichst vermieden, so auch die bei Lana Lane-Alben sonst üblichen musikalischen Ausflüge in Hardrock- oder Progmetal-Gefilde. Trotz ihrem kommerziellen Anstrich höre ich mir diese Songs immer wieder gerne an - allerdings nicht aktiv-konzentriert, dafür ist musikalisch doch zu wenig los, sondern mehr nebenbei.
Georg Oelschläger
© Progressive Newsletter 2001