CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Interface - III
(53:17, Mellow Records, 2000)

Immer die gleiche Leier. Gebetsmühlenhaft kann man bei gewissen Konstellationen (sprich Bands aus Nippon) fast immer bei die gleichen Kritikpunkte ansetzten: nimmt den Japanern doch endlich die Mikrofone weg! Immerhin geben sich auch die Männer aus Fernost redlich Mühe neue Kategorie einzuführen, um es dem Hörer nicht ganz langweilig werden zu lassen: bei Interface heißt es nicht Ohren zu wegen Kastratengejodel, sondern hier wird bis ins kleinste Detail perfektioniertes atonales Nicht-den-Ton-Treffen geboten: mittendrin und voll daneben! Wirklich schade, denn beim in den Gehörgängen schwer möglichen Ausblenden der Gesangsfrequenzen, gibt es im instrumentalen Rest eine über weite Strecken sehr interessante King Crimson inspirierte Band zu hören. Interessanterweise bedienen sich Interface sowohl aus den 90ern, als sie auch auf die Mid 70er zugreifen und so über weite Strecken solide anhörbare, relative geglückte Arrangements entstehen lassen. Soundscapes, Chapman Stick Läufe und flinke Gitarrenfiguren sind eindeutig den aktuellen King Crimson oder deren 80er Jahre Ausgabe entliehen, während satter Mellotronsound und düstere Endzeitstimmung Erinnerungen an die Wetton Phase von KC weckt. Dazu noch leichter sinfonischer Einschlag, die Ideen sind zum Teil da, auch die Umsetzung kann sich sehen lassen. Logischerweise sind die rein instrumentalen Titel am problemlosesten anzuhören, ansonsten hat man schwer zu kämpfen den "Gesang" ständig zu ignorieren. Da Interface bei italienischen Label Mellow Records einen gnädigen Vertrieb gefunden haben, der vieles veröffentlicht, was ansonsten in den Archiven für immer verschwunden wäre (was manchmal auch kein Verlust ist) muss man wenigstens sich nicht über einen teuren Importpreis Gedanken machen. Ansonsten gilt: Ohren partiell ausschalten und durch.

Kristian Selm



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