CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Groovector - Ultramarine
(63:57, Mellow Records, 2000)

Selbst ohne Blick ins Booklet wäre hier schon nach kürzester Zeit der Tipp nach dem örtlichen Ursprung dieser Band kein Problem. So melancholisch traurig kann eben nur eine Band aus Skandinavien klingen! Doch anstelle, dass man des weiteren die volle depressive Dröhnung bekommt, bekennen sich Groovector auf einmal zum 70's Progressive Rock mit jeder Menge folkloristischer Fröhlichkeit, auch wenn immer wieder die typisch nordische Schwere durchschimmert. Ansonsten kommt einem vor allem bei den ersten, rein instrumentalen Titeln der Finnen unweigerlich ein Name ins Gedächtnis: die guten alten Genesis. Und so tiriliert die Flöte, die Hammond ächzt, Synthesizer und Rhodes perlen, die Keyboardakkorde weinen herzerweichend, alles schon mal gehört, aber doch irgendwie immer wieder gut, wenn es entsprechend präsentiert wird. Die fünf Nordlichter von Groovector verstehen ihr Handwerk, leider fallen im ansonsten auch richtig schön nostalgisch gestaltetem Klangbild nur die leicht scheppernden Becken vom Schlagzeug ab, die man irgendwie bei der Abmischung verhunzte. Dies ist aber ein verschmerzbare Faux-Pas, denn Groovector spielen zwischendurch auch mal ohne Drums, nur sachte Klavier und Flötentöne geben der Platte für einige Augenblicke einen richtig gepflegten klassischen Anstrich. Zum Großteil heißt es aber: die Uhren um 30 Jahre zurückstellt und elegisches Rühren in den Schätzen der Vergangenheit. Bekanntes Rezept, aber mit neuen Köchen gut neu zubereitet: so einfach, aber geschmackvoll kann es sein, seine Kundschaft zufrieden zu stellen.

Kristian Selm



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