CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Facto Alfa - Siete pensamientos
(43:03, Privatpressung, 2000)

Und wieder wird die progressive Landkarte um ein Land reicher. Facto Alfa kommen aus Bolivien und sind laut eigener Aussage die einzige Band vor Ort, die sich dem Prog Metal verschrieben haben. Musikalisch erwartet man also auf den ersten Blick, abgesehen vom Exotenbonus der Band, nichts wesentlich Neues. Doch Überraschung - die Südamerikaner steuern einige originellen Ideen bei, wodurch ihr progressiveres Saitengeheule durchaus an eigener Originalität gewinnt. Trotz vieler bekannter Zutaten wie komplexe Instrumentalpassagen mit erhöhtem Breakfaktor, Keyboards, die nicht nur als Ballast mitgeschleppt werden und hymnisches Gesangslinien, klingt vieles nicht nur technisch und seelenlos, sondern hart, aber herzlich auf die Magengegend zielend, ohne auf Gefühl zu verzichten. Auch begeht das Quartett nicht den Fehler, ihre Musik durch akzentdurchtränkten englischsprachigen Gesang zu belasten, sondern sie bleiben bei der Landessprache, nämlich spanisch. Weiterhin wird nicht nur aufs Tempo gedrückt, sondern es bleibt genug Platz für ruhigere Zwischentöne und sinfonische Elemente. Doch sollen auch die Schwachpunkte dieser Produktion nicht unerwähnt bleiben. Insgesamt fehlt es den Songs trotz ausgewogener, in sich schlüssiger Arrangements, an Griffigkeit, an Melodien mit Wiedererkennungswert. Es fällt schwer die Songs auseinander zuhalten, ihre eigene Identität zu erkennen. Lobenswerte Ausnahme, dass das Album abschließende Instrumental "En alfa". Irgendwie liegt auf der Scheibe eine traurige Grundstimmung - an sich kein Fehler. Doch wünscht man sich nach einiger Zeit einfach mal etwas fröhlichere Akkordfolgen. Insgesamt ein gelungener erster Schritt mit Verbesserungspotential. Doch sollte es sowohl der Band, als auch Bolivien gelungen sein, sich auf der progressiven Landkarte zu platzieren.

Kristian Selm

Kontakt: Vico Fugueroa, Casilla 12564, La Paz, Bolivien

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