CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Egdon Heath - Live at last
(43:55 + 49:19, Privatpressung, 1999)
Mit rund 1½ jähriger Verspätung gibt es jetzt endlich das Abschiedskonzert von Egdon Heath vom 27.12.1999 in ihrer Heimatstadt Leuuwarden auf doppeltem Tonträger. Achtzehn Jahre existierte die Band, bevor man sich letztendlich entschied aufgrund unterschiedlicher Auffassungen und im Rückblick auf das Erreichte einen finalen Schlussstrich zu ziehen. Verschiedene Bandmitglieder wollten unter einem neuen Namen weitermachen, bevor es dieses Jahr plötzlich die überraschende Ankündigung eines Egdon Heath Konzertes gab, welches aber leider dann doch abgesagt wurde. Die Geschichte der holländischer Neo Progger scheint also glücklicherweise doch noch kein Ende gefunden zu haben... "Live at last" bietet nun einen schönen Querschnitt durch das reichhaltige Bandrepertoire - immerhin wurden während der aktiven Zeit vier reguläre und ein Rarities Album aufgenommen - mit diesem Livealbum sollte nun das Kapitel Egdon Heath im großen Stil beendet werden. So haben diverse Gastmusiker am Gebläse bei "Head in the sand" und "On a bench" ihren Auftritt, Gastsängerin Syb van der Ploeg darf ebenfalls als zusätzliche Kraft am Mikrofon glänzen. Doch reproduzieren Egdon Heath nicht einfach nur ihren Backkatalog, soundtechnisch aufgepeppt und aktualisiert erscheinen auch zeitlose Klassiker wie das fast über 18-minütige, das Konzert abschließende "The killing silence" im neuen Glanz. In sinfonischer Eleganz mit schönen Melodien, präsentieren sich Egdon Heath nochmals als wahres Flagschiff der holländischen Neo Prog Szene. Die perfekt eingespielte Band schafft den gelungenen Balanceakt zwischen orchestralem Bombast, sanften Balladen und melodischer Eleganz. Gegenüber dem noch auf der 91er Veröffentlichung "The killing silence" singenden Jens van der Stempel fällt zwar Maurits Kalsbeek ab, er schafft es aber mit seinem ganz eigenen Stil der Musik einen deutlichen Stempel aufzudrücken. Doch bei den über 90 Minuten wunderbare Unterhaltung fallen dennoch zwei Schwachpunkte auf. Zeigt die Band vor allem in den älteren Titeln ihr wirklichen Potenzial - allen voran natürlich das schmissige "No second Faust" oder "Secret fence" - so fehlt den neueren Titeln etwas der letzte Pfiff, die plötzlichen überraschenden Momente. Zudem wirkt manche Idee eine Spur zu überproduziert, nicht auf das Essentielle, das Wesentliche reduziert. Doch soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass Egdon Heath zweifelsohne ihr Handwerk verstehen und zwar eine Spur straighter als die Konkurrenz, aber äußerst souverän ihre Songs in Schwung halten. Es wäre natürlich schade, wenn dieses Abschiedalbum wirklich das letzte Statement des Sextetts aus den Niederlanden wäre. Warten wir also ab, was man in Zukunft noch den ehemaligen Egdon Heath Mitglieder zu hören bekommt. Bis dahin kann allen Fans von melodischem, geradlinigerem Neo Prog dieses Album ans Herz gelegt werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001