CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Cliffhanger - Circle
(55:39, Musea, 2001)
So kann's gehen - kaum sind die Tränen nach der Bandauflösung getrocknet, ruckzuck sind Cliffhanger schon wieder da. In der heutigen schnell-lebigen Zeit scheint auch der Abstand zwischen Auflösung und Reunion immer schneller zu sein. "Circle" ist das bereits vierte Studioalbum von Cliffhanger und sie sind sich auch auf diesem Werk ihrer Rückbesinnung auf die 70er in Sound und Instrumentarium treu geblieben. Anhand des etwas schwachen Openers "Limits" und bis zur Hälfte des zweiten Titels "Autumn" glaubt man zunächst, dass es Cliffhanger nicht mehr gelingt, die Power früherer Aufnahmen zu erreichen, doch glücklicherweise fängt sich das holländische Quartett doch noch und wühlt wunderbar vor allem im antiquierten Genesis-Fundus: es weint die Gitarre, es rumpelt der Bass, die Mellotronsounds schweben verklärt durch den Raum. Ganz stilistisch versunken in der Vergangenheit spielt die Band sich durch gewohntes Terrain, gibt dem ganzen aber doch eine eigene Note. Mit "Moving in circles" gibt es zwar zwischendurch auch wieder einen weniger beindruckenden Track, doch bereits das wirklich mitreißende, rein instrumentale "The birthday party" gräbt wieder gekonnt richtig tief in der Mottenkiste. Einzigstes Manko bei Cliffhanger: ihnen fehlt es teilweise trotz des entsprechenden Sounds und dem technischen Können - allen voran sei hier der exzellente Keyboarder Dick Hejboer erwähnt - an der letzen Brillanz in den Ideen, an etwas Unverwechselbarem. Wer jedoch Nostalgie noch mal entsprechend lebendig werden lassen möchte, der ist bei diesem Album aber keineswegs schlecht bedient und bekommt bei Cliffhanger für sein Geld durchaus einen entsprechenden Gegenwert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001