CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Camel -Gods of light
(70:57, Camel Productions, 1973-75)
Aus den schier endlos erscheinenden Camel Archiven, befördert Andy Latimer doch immer wieder einige sehr interessante Liveaufnahmen ans Tageslicht. Als Fortsetzung der Reihe der offiziellen Camel Bootlegs (die sich glücklicherweise von der Klangqualität vom Großteil der 'echten' Bootlegs äußerst wohltuend abheben), bietet "Gods of light" diverse Aufnahmen aus den Jahren 1973-75, die zum Großteil ursprünglich bisher nur illegal auf diversen Bootlegs erhältlich waren. Die Frühaufnahmen aus dieser Phase zeigen Camel von einer wesentlich raueren, ungebändigterer, aber auch sehr spielfreudigen Seite. Ausgiebige, ellenlange Soloausflüge an Orgel und Gitarre - Pete Bardens und Andy Latimer lassen die Tasten bzw. die Saiten fast bis zum Exzess heulen. Dass aber diese Titel auch heute nichts von ihrer Klasse eingebüsst haben, beweist die Tatsache, dass die hier vertretenen "Lady Fantasy" und "The white rider" auch auf der letzten Camel Tour noch ihren Platz in der Setliste fanden. Zudem gibt es als weitere Titel das nie auf einem offiziellem Studioalbum erschienen "God of light" und das Instrumental "Arubaluba" vom titellosen Debüt. Doch besonders beachtenswert ist eine über 27-minütige Monsterversion mit Ausschnitten aus "The snow goose". Gänzlich ohne Orchester rockt diese Fassung wesentlich mehr als das Original und verleiht dem Konzeptwerk eine besondere, härtere Note. Zwar sind auch bei Camel, wie bei King Crimson, die meisten der von der Band legalisierten Bootlegs mehr für den Fan gedacht, doch angesichts der gebotenen Qualität kann "Gods of light" bedenkenlos allen Anhängern von melodischen Art Rock der frühen 70ern ans Herz gelegt werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001