CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Agent Cooper - Agent Cooper
(37:39, Privatpressung, 1999)

Die Idee althergebrachten Progressive Rock mit modernden Rock bzw. Popelementen zu verfeinern, ist vom Prinzip her sicherlich ein guter Ansatz, da man somit eher Chancen hat, eine breitere Käuferschicht zu erreichen. Doch meist ist das Endresultat ein verwässertes Nichts, das irgendwo zwischen allen Stühlen sitzt und eigentlich niemandem gefällt. Agent Cooper gehen ebenfalls diesen gewagten Ansatz, doch bei ihnen stimmt die Verschmelzung, letzten Endes bekommt man von beiden musikalischen Seiten genug Futter, um an dieser Scheibe nachhaltig Gefallen zu finden. Peinlicherweise erschien diese Scheibe bereits im Jahr 1999, so dass - besser spät, als nie - eine Besprechung jetzt an dieser Stelle nachgeholt wird. 9 Songs auf etwas weniger als 38 Minuten räumen schon mal mit dem Klischee auf, dass es nicht unbedingt ellenlange Epen benötigt, um gute Ideen zu platzieren. Die Songs von Agent Cooper kommen sehr griffig daher, ohne dass sie platt wirken. Als nicht ganz passende Vergleiche, aber zumindest in Ansätzen erkennbar, kommen einem Bands wie Rush oder aber auch Enchant und Echolyn in den Sinn, ohne ganz an deren Qualität heranzureichen. Die Gitarren rocken gut los, ohne dass die Musik der Amerikaner zu hart wirkt, die Keyboards bieten manch netten Sololauf, immer kurz und kernig in den Song eingebaut, der Gesang ist angenehm, aber doch mit einer eigenen Note - vier ausgezeichnete Musiker, die ihr Handwerk wirklich verstehen. Beim genauen Hinhören scheint zwar die Verwandtschaft zu den 70ern immer wieder durch, dennoch klingen Agent Cooper modern, frisch, typisch nach den 90ern. Auch nach mehrmaligem Hören verliert das Songmaterial nicht an seiner Substanz, sondern gräbt sich immer tiefer in die Gehörgänge ein. Gäbe es noch Gerechtigkeit in der heutigen Zeit, so hätte diese Band sicherlich eine Chance bei einem Majorlabel verdient.

Kristian Selm



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