CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Azigza - Azigza
(56:09, Lionharp Music, 2000)
Unbekannte Bands, die auf einem namhaften Prog Festival (in diesem Fall Baja Prog, sowie als Foyer-Band der 99er Ausgabe des Progfestes) spielen, wecken natürlich immer die Aufmerksamkeit. Doch um so erstaunlicher, wie musikalisch völlig unerwartet sich die aus San Francisco stammenden Azigza letztendlich präsentieren. Bei MP3 sind sie unter der Kategorie World Fusion zu finden, der erste Höreindruck deckt treibende Gitarrenelemente aus dem Progressive Rock, flirrende, sphärisch-spacige Soundescapaden, Ethno-durchtränkte Rhythmen aus arabischer, indischer und afrikanischer Hemisphäre, sowie eindringliche Violinenstöße auf. Vieles wirkt auf den ersten Eindruck noch sperrig, wenig zugänglich, doch bereits hier merkt man, dass diese traurig-erfrischende Mischung Potenzial besitzt, weshalb der Rundling noch einigen Runden im heimischen CD Player verbringt. Und das Durchhaltevermögen wird keineswegs enttäuscht. Zwar haben die Melodielinien von Azizga keinerlei Anspruch auf Schönheit oder leicht erkennbarer Eingängigkeit, doch die siebenköpfige Band baut auf ganz andere Qualitäten. Da wäre zum einen die ausgezeichnete Sängerin Cyoakha Grace, die mühelos Stimmung und Spannung an sich reißt, ihren Mitmusikern an allerlei außergewöhnlichem Weltinstrumentarium (Djembe, Bongos, Tabla, Harfe), sowie gewöhnlichem Rockinstrumentarium, aber genug Freiräume lässt. Mal prescht die Geige oder die Gitarre expressiv nach vorne, dann ist wieder eine sanfte Basslinie oder weiche Soundscapes, die Gegensätzliches zu etwas neuem, eigenen verbinden. Doch soll auch ein Kritikpunkt nicht unerwähnt bleiben. Manchmal wünscht man sich doch etwas mehr Gefühlsausbrüche bzw. Stimmungsänderungen, da einige Ideen bei anhaltender Gleichförmigkeit Gefahr laufen, in Langweile zu enden. Hypnotisch, aber auch unheimlich rhythmisch, dies sind wohl die zwei wichtigsten Adjektive für dieses sehr interessante Album, dass sich keine Stilgrenzen setzt, sondern sie einfach einreißt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001