CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)

Asallam - Asallam
(63:29, Privatpressung, 1999)

Progressive Rock fristet ja bekanntlich ein Nischendasein, beharrlich totgeschwiegen und der interessierte Hörer muss sich seine CDs überall auf der Welt zusammenbestellen. Mexiko stellt da überraschenderweise eine kleine Ausnahme dar. Zunächst fällt das außerordentliche große Angebot an interessanten CDs dieser Stilrichtung in den Plattenläden auf. Wo sonst kann man denn schon den Musea- und Cuneiform-Backkatalog im Regal finden, genüsslich reinhören und dann auswählen? Oder wo sonst gibt es schon ein "Progrestaurant", wo zum Essen nicht dieses fürchterliches Italogesülze, sondern die Flower Kings und Dream Theater laufen? Daher ist es auch längst an der Zeit, näher auf einige mexikanische Nachwuchsbands einzugehen. Asallam bestehen aus acht Mitgliedern, aber statt Keyboards hat man sich für Flöte, Oboe, Cello und diverse Percussionsinstrumente entschieden. Die Musik lässt sich daher auch am besten als Prog-Folk-Rock beschreiben. Vor allem die Flöte bestimmt das Geschehen, fast jede Soloeinlage gehört ihr und auch als melodieführendes Instrument darf sie glänzen. Ich habe nichts gegen den Einsatz dieses Instrumentes, ganz in Gegenteil, bei vielen guten Gruppen ist sie integraler Bestandteil, aber Asallam gehen hier doch zu weit, irgendwann nervt mich das ständige Geflöte nur noch. Die Band selbst sieht ihre Vorbilder in Gentle Giant, King Crimson, Pink Floyd, Yes, etc. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, denn auch wenn es insbesondere in den Longtracks "Circle of the faeries", "El Verano"" und "Starlines" (alle um die 10 Minuten lang) komplexer zugeht, so fehlt es den Kompositionen noch an zündenden Ideen. Gesangstechnisch treten Asallam mit einer Doppelspitze an: Fausto Palma Patiño und Scarlett Olson teilen sich die Leadvocals, die mal in englisch oder in spanisch vorgetragen werden. Zusammen mit dem Folkeinfluss erinnert mich das an einigen Stellen an Mostly Autumn, die allerdings doch im Vergleich in einer anderen, höheren Liga spielen. Bei Asallam überzeugt der Gesang nicht, er geht meist ziemlich unter, was auch an der dürftigen Aufnahmequalität liegt. Somit bleibt noch viel zu verbessern, vielleicht kam dieses erste Album auch einfach zu früh.

Meinhard Foethke



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